Adel verpflichtet: Luchino Visconti

Morte a Venezia

IT/FR/US 1971, 130 min, 35 mm, E/d-f
Regie: Luchino Visconti
Darst.: Dirk Bogarde, Romolo Valli, Mark Burns, Nora Ricci, Marisa Berenson, Carole André, Björn Andrésen, Silvana Mangano, Leslie French, Franco Fabrizi u.a.

Auf einer Erholungsreise nach Venedig erblickt der erfolgreiche, sich aber in einer Schaffenskrise befindende deutsche Komponist Gustav von Aschenbach den polnischen Jüngling Tadzio. Hingerissen von dessen androgyner Gestalt verfällt von Aschenbach dem Jungen bis zur totalen Selbstaufgabe. Als eine «Geschichte von der Wollust des Untergangs» bezeichnete Thomas Mann (1875–1955) seine 1912 erschienene Novelle «Der Tod in Venedig». Im Gegensatz zu Viscontis Verfilmung ist von Aschenbach im Roman ein vom Leben ermüdeter Schriftsteller, dem Thomas Mann die Züge Gustav Mahlers (1860–1911) verlieh; dessen Lebensgeschichte hatte er genau studiert, da er von Mahlers Musik begeistert war. So war es naheliegend, dass Luchino Visconti, der Thomas Mann einmal persönlich getroffen hatte, den Film mit Ausschnitten aus Mahlers 3. und 5. Sinfonie unterlegte. Der britische Schauspieler Dirk Bogarde, der bereits in Viscontis vorherigem Film «La caduta degli dei» die Hauptrolle innehatte, läuft hier als morbider von Aschenbach zu Höchstform auf. Später erklärte er, «Morte a Venezia» sei sein künstlerisches Ende gewesen, da er seine damalige Leistung nicht habe übertreffen können. An Bogardes Seite brilliert der 16-jährige Schwede Björn Andrésen als Tadzio in seiner ersten Hauptrolle in einem Film. Er spielte sie mit solcher Hingabe, dass er danach fast nur noch mit dieser Figur identifiziert wurde und noch Jahrzehnte später in einem Interview sagte: «Tadzio war zwar kein Trauma, aber doch ein lästiger Schatten. Ein Leben ohne ihn wäre auf jeden Fall leichter gewesen, aber auch weniger interessant.» «Morte a Venezia» ist ein Klassiker der neueren Kinogeschichte. Die Branchenbibel theyshootpictures.com situiert Luchino Visconti in ihrer Hitliste der 250 bedeutendsten Regisseure der Filmgeschichte auf Platz 32; auf der Liste der tausend besten Filme aller Zeiten nimmt «Morte a Venezia» den 190. Rang ein. André Wohlgemuth, Filmstelle VSETH, schreibt: «Thomas Mann und Luchino Visconti, das ist die glückhafte Begegnung zweier verwandt empfindender Künstler (…), die spürbar machen, dass der Tod die höchste Erfüllung des Lebens bedeutet.»

 

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