Richard Dindo – Wider das Vergessen

Lola Pater

FR/BE 2017, 95 min, DCP, F/d
Regie: Nadir Moknèche
Darst.: Fanny Ardant, Tewfik Jallab, Nadia Kaci, Véronique Dumont, Bruno Sanches, Lucie Debay, Lubna Azabal, Baptiste Moulart, Lawrence Valin, Nadir Moknèche u.a.

Seit 25 Jahren hat Zino, der als Klavierstimmer in Paris lebt, seinen Vater Farid nicht mehr gesehen. Dieser hatte die Familie verlassen, als Zino noch ein Kleinkind war. Jetzt, da Zinos Mutter verstorben ist, möchte der Sohn, der ganz in seiner Trauer gefangen ist, seinen Vater endlich kennenlernen. So treffen die beiden nach einem gescheiterten ersten Versuch und nach einigem Hin und Her erstmals zusammen. Was Zino bis dahin nicht wusste: Farid ist jetzt Lola; er hatte seine Familie verlassen, um sich zur Frau umoperieren zu lassen. Und so fallen bei der ersten Begegnung böse Worte: «Soll das ein Witz sein? Geh’ weg! Du bist krank!» Es braucht eine ganze Weile, bis der Sohn akzeptieren kann, dass sein Vater so ganz anders ist, als er ihn sich vorgestellt hat. Und noch länger dauert es, bis er endlich verstehen kann, was es heisst, wenn ein Mensch sein halbes Leben lang darunter gelitten hat, im falschen Körper geboren zu sein. Der algerienstämmige Franzose Nadir Moknèche präsentierte seinen fünften Spielfilm im August 2017 am Locarno Festival als Weltpremiere vor einem begeisterten Publikum auf der Piazza Grande. Die Begeisterung hatte natürlich viel damit zu tun, dass die Transsexuelle Lola mit ungeheurer Empathie von einer der Ikonen des französischen Autorenkinos verkörpert wird: von der 69-jährigen Fanny Ardent, die, seit sie 1981 in François Truffauts ‹La femme d’à côté› den Durchbruch als Filmschauspielerin geschafft hatte, mit einigen der Grössten des Weltkinos zusammengearbeitet hat, so etwa mit Alain Resnais, Costa-Gavras, Michelangelo Antonioni und François Ozon. Urs Bühler schrieb in der NZZ: «Ardants Präsenz trägt diesen Film über weite Strecken und bewahrt einer Figur, die ins Groteske kippen könnte, die Würde: Dieser Stolz bei allen Verletzungen, diese Energie und diese Sinnlichkeit – ein Anklang an Zeiten, als Ardant auf der Leinwand nur auf dem Bett sitzen und die Strümpfe ausziehen musste, um das Publikum zu elektrisieren. Sie elektrisiert (…) noch immer, ist auch mit 69 Jahren so geheimnisvoll und schön wie die Nacht, eine Frau, die ihre inneren Widersprüche akzeptieren gelernt hat. Sie wirkt so verletzlich wie souverän, brennt für Ideen wie ein Kind und nennt sich selbst im nächsten Atemzug illusionslos.»

 

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