Premierenfilm

Gauguin

FR 2017, 102 min, DCP, F/d
Regie: Edouard Deluc
Darst.: Vincent Cassel, Tuheï Adams, Malik Zidi, Pua-Tai Hikutini, Pernille Bergendoff, Marc Babén, Paul Jeanson, Cédric Eeckhout, Samuel Jouy u.a.

Die Bilder, die Paul Gauguin zwischen 1891 und 1893 auf Tahiti malte, sind längst zu Ikonen der Kunstgeschichte geworden. Die erste Reise dieses grossen Wegbereiters der Moderne weg von der Zivilisation war aber auch etwas wie eine Vorwegnahme dessen, was Jahrzehnte später Hippies und andere Aussteiger zelebrierten. Sieben Jahre nach dem Dokumentarfilm von Richard Dindo über Paul Gauguin hat sich nun der Franzose Edouard Deluc, der ursprünglich Musiker und Fotograf war, für seinen zweiten Langspielfilm dem grossen Unverstandenen der Kunstwelt des späten 19. Jahrhunderts in Form eines Biopics angenähert. Als Vorlage diente ihm Gauguins Reisebericht «Noa Noa» aus dem Jahr 1893, den Gauguin nach seinem ersten Aufenthalt in der Südsee geschrieben hatte. Es ist ein abenteuerliches und zugleich sehr poetisches Buch über die Mysterien der Schöpfung, die Sehnsucht nach fernen Ländern, die absolute Hingabe an die Kunst und die innere Notwendigkeit, ein Werk zu schaffen. Darüberhinaus handelt das Buch aber auch von der Liebe, die Gauguin in dem 13-jährigen einheimischen Mädchen Tehura zu finden glaubte, von der Freiheit und natürlich von Gauguins Projektionen der «edlen Wilden», die besser sind als die satten Franzosen seiner Epoche. Vincent Cassel, den man zuletzt in «Juste la fin du monde» von Xavier Dolan bei uns im Kinok bewundern konnte und der einer der grossen Grenzgänger zwischen Hollywood und Arthouse ist, verkörpert diesen Paul Gauguin mit geradezu fiebriger Getriebenheit und zeigt hier einmal mehr seine Vielseitigkeit und extreme Wandlungsfähigkeit. Birgit Roschy schreibt in epd film: «Ein Film, (…) der Fragen aufwirft, die ins Eingemachte der westlichen Kultur reichen: Wo verläuft die Grenze zwischen Authentizität und Kitsch, zwischen echter Kunst und verlogener Projektion? Die delikate Inszenierung, deren Stimmung an Terrence Malicks Epos ‹The New World› erinnert (der melodische Soundtrack von Warren Ellis ist ein Genuss), verzichtet auf herkömmlich ‹schöne› Postkartenansichten, sind doch die Gemälde der in Pose gesetzten Tehura selbst zum Klischee einer Südseeidylle geronnen. (…) Aber vielleicht ist es gerade dieser allzumenschliche Selbstbetrug, der dieses Porträt eines vergeblich strebenden Künstlers dann doch ziemlich anrührend macht.»

 

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