Premierenfilm

Untitled

AT 2017, 105 min, DCP, O/d
Regie: Michael Glawogger, Monika Willi
Sprecherin: Birgit Minichmayr

2013 war Michael Glawogger mit seinem Kameramann Attila Boa und dem Tontechniker Manuel Siebert zu einem für die Dauer von rund einem Jahr geplanten «Doku-Experiment» aufgebrochen. Ohne vorgefertigtes Konzept filmten der österreichische Regisseur und seine beiden Begleiter für diesen «Film ohne Namen». Die Reise nahm im Dezember 2013 in Kroatien ihren Anfang. Weitere Stationen waren Bosnien, Albanien, Italien, Marokko, die Westsahara, Mauretanien, Senegal, Guinea, Sierra Leone und als letzte Station Liberia. Extremfilmer Michael Glawogger, der dort am 22. April 2014 plötzlich an einer Malariainfektion verstarb, war einer der bedeutendsten europäischen Cineasten des «Cinéma du réel». Er war ein Regisseur, der weder sich noch sein Publikum schonte. Sein letzter Kinodokumentarfilm «Whore’s Glory», der schockierend authentische Einblicke in die Tätigkeit von Sexarbeiterinnen in Thailand, Bangladesch und Mexiko gab, fand in der Schweiz keinen Kinoverleih – aus moralischen Bedenken, und dies, obwohl der Film am Festival in Venedig den Jurypreis gewonnen hatte. «Untitled» ist nun Glawoggers bewegendes Vermächtnis geworden. Fertiggestellt hat ihn seine langjährige Weggefährtin, die Haneke-Cutterin Monika Willi, aus dem Material der 71 Tage, die Glawogger von diesem «Film, der nie zur Ruhe kommt» bereits gedreht hatte. «Es ist ein Kaleidoskop des Daseins, ein Mosaik, das keiner chronologischen Ordnung gehorcht und das geografische Grenzen in der Montage auflöst. Glawogger geht durch die Welt wie ein Ethnograf ohne Mission – ein Drifter auf den Schattenseiten der Globalisierung, wie man ihn seit seinen weltumspannenden Dokumentarfilmen ‹Workingman’s Death› (2005) oder ‹Whore’s Glory› (2011) kennt. (…) Dabei sucht er eigentlich nur eins: das Verschwinden. ‹Die Welt ist so gross, man muss sich doch irgendwo verstecken können, wo einen keiner findet›, notiert Glawogger in der Kleinstadt Harper am äussersten Zipfel von Liberia. Schwierig hier, sich unsichtbar zu machen, wie er sich das schon als Kind erträumte, er ist ja weiss, ‹weiss und fremd›, gehört nicht hierher. Es ist Glawoggers letzte Depesche von seiner Reise.» Florian Keller, WOZ

 

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