Landrián Shorts
Regie: Nicolás Guillén Landrián
Auf dem Trottoir einer Strasse in der Altstadt Havannas spielt eine Gruppe älterer Männer Domino, während ein Trupp Milizionäre vorbeizieht. Die Dominospieler leben genauso in einer anderen Welt wie jene Bauern am anderen Ende Kubas, die sich mit ausdruckslosen Gesichtern das pathetische Geschwätz eines Funktionärs anhören müssen, der sie zu einer Versammlung beordert hat. «En un barrio viejo» von 1963 und «Reportaje Plenaria Campesina» von 1966 sind zwei von insgesamt sieben kurzen Dokumentarfilmen, die der Regisseur Nicolás Guillén Landrián (1938–2003) zwischen 1963 und 1972 realisiert hat. Und auch in den anderen Filmen «Los del baile», «Ociel del Toa», «Un festival», «Coffea Arábiga», «Taller Claudio A. Camejo de Línea y 18» steht immer wieder der Widerspruch zwischen Anspruch und Realität in diesen ersten Jahren des revolutionären Kuba im Zentrum. Der kubanische Regisseur Ernesto Daranas sagt über Landrián und seine Filme: «Nicolás war ein Bürger, der es wagte, mitten in der Euphorie des Augenblicks stehenzubleiben und Fragen zu stellen. Das war damals natürlich Ketzerei und erklärt vieles, was ihm widerfahren ist. Seine Filme sind eine Reflexion dessen, was wir als Kultur, Nation und Volk sind. In den Gesichtern seiner Charaktere steckt etwas, das absolute Gültigkeit bewahrt hat und nur ein Ausnahmekünstler schafft.»