Gilberte de Courgenay

CH 1941, 115 Min., DCP, Dialekt/d, ab 12 Jahren
Regie: Franz Schnyder
Darst.: Anne-Marie Blanc, Hélène Dalmet, Heinrich Gretler, Ditta Oesch, Mathilde Danegger, Erwin Kohlund, Rudolf Bernhard, Jakob Sulzer, Zarli Carigiet, Schaggi Streuli u.a.

Im Winter 1915 bezieht die Artilleriebatterie 38 im Juradorf Courgenay ihr Quartier. Die Grenze zu Frankreich ist nicht weit. Als der Befehl kommt, dass die Männer über die Weihnachtstage keinen Urlaub bekommen, ist die Stimmung im Keller. Da braucht es das Lächeln der jungen Gilberte, um die Trübsal der Soldaten zu vertreiben. Die fleissige, fröhliche Tochter des Wirts des Hôtel de la Gare ist immer bereit, die Soldaten aufzumuntern. Dies gilt insbesondere für Kanonier Hasler, den der Liebeskummer plagt. Seine grosse Liebe Tilly hat ihm noch nie geschrieben, obwohl er ihr etliche Briefe geschickt hat. Was der Soldat nicht weiss: Sein Götti, der reiche Hotelier Odermatt und Vater von Tilly, fängt die Liebespost aus dem Jura ab. «C’est la petite Gilberte, Gilberte de Courgenay, elle connaît trois cent mille soldats et tous les officiers», beginnt der beliebte Schlager, der im Film von Franz Schnyder neben anderen Musikstücken den prominentesten Platz einnimmt. «La Petite Gilberte» war bereits 1917 für die legendäre Wirtstochter Gilberte Schneider-Montavon (1896–1957) entstanden. Das Lied eröffnete auch das Theaterstück um Gilberte, das 1939 seine Premiere in Zürich feierte und auf seiner Erfolgstour durch die Schweiz auch in St.Gallen aufgeführt wurde. Produzent Lazar Wechsler, damals Vizedirektor des Schauspielhaus Zürich, hatte sich früh die Rechte gesichert. Um die Titelrolle bemühten sich namhafte Schauspielerinnen, doch die begehrte Rolle erhielt die 20-jährige Anne-Marie Blanc. Die aus Vevey stammende Schauspielerin hatte gerade in «Die missbrauchten Liebesbriefe» (1940) überzeugt. Zeitlebens wird die «Gilberte» ihre gesamte, auch international erfolgreiche Karriere als Schauspielerin überstrahlen. Marcy Goldberg schreibt auf filmo.ch: «Im Ersten Weltkrieg angesiedelt, wird das Porträt der tapferen jungen Frau zur Verkörperung der patriotischen Ideale der Geistigen Landesverteidigung. Bemerkenswert auch das Frauenbild, das damit heraufbeschwört wird. Hübsch, aber bescheiden, pflichtbewusst und aufopfernd, und selbstverständlich bilingue: Sie ist sowohl Liebesobjekt als auch Soldatenmutter, Titelheldin und gleichzeitig Nebenfigur. Das klingt zwar paradox, entspricht aber wohl der Realität der Frauen der Aktivdienstgeneration, die auf vielen Ebenen das Land zusammengehalten haben, Jahrzehnte bevor sie stimmberechtigt wurden.»