La piel que habito
Regie: Pedro Almodóvar
Darst.: Antonio Banderas, Elena Anaya, Marisa Paredes, Roberto Álamo, Jan Cornet, Blanca Suárez, Eduard Fernández, José Luis Gómez, Bárbara Lennie, Fernando Cayo u.a.
Der plastische Chirurg Dr. Robert Ledgard ist berühmt, weil ihm vor Jahren erfolgreich die Herstellung einer widerstandsfähigen künstlichen Haut gelang. Seiner Frau Gal hätte diese Haut möglicherweise das Leben gerettet, als sie bei einem Autounfall grausam verbrannte. Dieser persönliche Bezug nährt Ledgards Obsession, die keine ethischen Bedenken kennt. So verwendet er beispielsweise Genmaterial von Schweinen für die Produktion «seiner» Haut. In seiner herrschaftlichen Villa hält er Vera, eine schöne junge Frau, gefangen. Seit sechs Jahren ist sie in einem hell erleuchteten, klinisch sauberen Raum eingesperrt und hat in dieser Zeit ihre eigene Haut verloren und eine künstliche erhalten – weich, anschmiegsam und sogar feuerfest. Ständig von Kameras beobachtet, wird ihr Dasein auf Monitore in die Küche übertragen und von Ledgards Haushälterin Marilia überwacht. Als überraschend Marilias Sohn, ein Krimineller, auftaucht und Vera auf dem Monitor erblickt, überschlagen sich die Ereignisse – in einem Film, der schwindelerregend Zeitebenen, Handlungsstränge und Motive ineinander verschachtelt. Antonio Banderas spielt den «mad scientist», der einem Science-Fiction-Film der 1950er-Jahre entsprungen scheint, mit beängstigender Präzision und Marisa Paredes als diabolische Haushälterin sowie Elena Anaya als ätherische Vera sind schlicht grandios. Ijoma Mangold schreibt in Die Zeit: «‹La piel que habito› ist ein Film über das, was Filme zeigen: Haut. Schöne Gesichter. Aber wie können wir dem Film trauen, wenn das Medium seiner Wahrheit, die Haut, ein Fake ist? Pedro Almodóvar, der grosse Melodramatiker, der vor keinem Abgrund des Menschlichen zurückschreckt, hat mit ‹La piel que habito› seinen grausamsten Film gedreht. Alles in diesem Thriller ist von überbordender Schönheit, aber sie ist ganz und gar vergiftet und unwahr. Der Film ist eine grosse Ausstattungsoper, aber die Kulissen sind Gefängnismauern. Sonst konnte man sich bei Almodóvar immer darauf verlassen, dass aus der Schönheit bei allem Drama die Erlösung erwächst – doch hier ist sie Trug und Lüge. Dennoch glaubt auch dieser Film bei allem schwarzen Pessimismus an die Unverfügbarkeit der Seele, die kein chirurgischer Zwangseingriff zum Schweigen bringen kann.»