Carne trémula
Regie: Pedro Almodóvar
Darst.: Liberto Rabal, Francesca Neri, Javier Bardem, Ángela Molina, José Sancho, Penélope Cruz, Pilar Bardem, Álex Angulo, Mariola Fuentes, Yael Be, Josep Molins u.a.
Madrid 1970. Die hochschwangere Prostituierte Isabel schafft es nicht mehr rechtzeitig ins Spital und bringt nachts in einem leeren Linienbus ihr Kind zur Welt, einen Knaben namens Víctor. Zwanzig Jahre später lernt Víctor in einer Madrider Disco Elena kennen. Nach einer kurzen Romanze will die Diplomatentochter nichts mehr von ihm wissen, worauf Víctor ziellos mit dem Bus durch die nächtliche Stadt fährt. Als er schliesslich wegen Elena in eine Schiesserei gerät, verletzt er den Polizisten David so schwer, dass dieser fortan querschnittgelähmt ist. Nach sechs Jahren Haft wird Víctor entlassen und begegnet bald darauf erneut Elena … Basierend auf dem 1986 erschienenen Roman Live Flesh (dt: In blinder Panik) der britischen Krimi-Autorin Ruth Rendell schuf Pedro Almodóvar einen vielfältig schillernden Mix aus Melodrama und Thriller. Erstmals spielt er darin das Spiel mit unterschiedlichen Zeitebenen, das viele seiner späteren Werke kennzeichnet, konsequent durch. Die männliche Hauptrolle des Kleinkriminellen Víctor spielt der unbekannte italienische Schauspieler Liberto Rabal, während die wichtigste männliche Nebenfigur – der Polizist David – von einem Weltklasseschauspieler verkörpert wird, der als damals 27-Jähriger gerade dabei war, sich in Spaniens oberste Liga zu katapultieren: Javier Bardem. Es ist die zweite und bis anhin letzte Zusammenarbeit zwischen dem bekanntesten spanischen Regisseur und dem mittlerweile renommiertesten Schauspieler des Landes, der einige Jahre zuvor am Anfang seiner Karriere in «Tacones lejanos» erstmals eine winzige Nebenrolle in einem Almodóvar-Film innehatte. Bardems spätere Ehefrau, Penélope Cruz, gibt hier als Prostituierte Isabel ihr glanzvolles Debüt in einem Film des Meisters, während Bardems Mutter, Pilar Bardem, in der Rolle der Bordellwirtin Doña Centro brilliert. Russell Smith schrieb seinerzeit im Austin Chronicle: «Zu den überraschendsten Qualitäten von ‹Carne trémula› gehört, dass Almodóvar, seit langem für seine Beschäftigung mit weiblicher Kultur und Psychologie bekannt, hier die Dynamiken männlicher Beziehungen erforscht. Eine weitere angenehme Überraschung ist die Aufmerksamkeit, die Almodóvar dem reinen Storytelling widmet und so seinen bis anhin kohärentesten, zuschauerfreundlichsten Film geschaffen hat.»