Sieben Winter in Teheran

DE/FR 2023, 97 Min., Farbe, DCP, Farsi/d, ab 16 Jahren
Regie: Steffi Niederzoll
Mitw.: Reyhaneh Jabbari, Shole Pakravan, Fereydoon Jabbari, Shahrzad Jabbari, Sharare Jabbari, Parvaneh Hajilou, Mohammad Mostafaei, Samira Mokarrami u.a.

Reyhaneh Jabbari ist mit 19 Jahren bereits eine gefragte Teheraner Innenarchitektin, als sie eines Tages einen Kunden trifft, der sich als plastischer Chirurg ausgibt. Er will seine Büroräumlichkeiten zu einer Praxis umgestalten lassen und bestellt die junge Frau zu einem Augenschein dorthin. Als er sie im Büro zu vergewaltigen versucht, gelingt es ihr, den Mann mit einem Messer abzuwehren und zu fliehen. Sie alarmiert eine Ambulanz, doch als diese eintrifft, ist er bereits verblutet. Was wie der Plot eines billigen Horrorfilms klingt, ist ein realer Fall aus dem Jahr 2007. Nach ihrem Akt der Notwehr wurde Reyhaneh Jabbari verhaftet und so lange gefoltert, bis sie gestand, den Mann – wie sich herausstellt kein Chirurg, sondern ein hoher Geheimdienstoffizier – vorsätzlich und aus politischen Motiven getötet zu haben. Jabbari wurde wegen Mordes angeklagt und zum Tod verurteilt. 2014, nach sieben Jahren in der Todeszelle, wurde das Urteil vollstreckt – trotz zahlreicher internationaler Proteste. Reyhaneh Jabbaris Mutter, Shole Pakravan, hatte ihre Tochter gelegentlich im Gefängnis besuchen und auch häufig mit ihr telefonieren können und dabei stets gehofft, es möge sich doch noch alles zum Guten wenden. Nach der Hinrichtung ihrer Tochter wurde Shole Pakravan zu einer Aktivistin gegen die Todesstrafe. Weil sie immer massiver bedroht wurde, musste sie 2017 aus dem Iran fliehen. Heute lebt sie in Berlin, wo sie die deutsche Dokumentarfilmerin Steffi Niederzoll kennenlernte, die auf der Grundlage von aufgezeichneten Telefongesprächen und aus dem Gefängnis geschmuggelten Handycam-Aufzeichnungen diesen erschütternden Dokumentarfilm realisierte. Carolin Ströbele schreibt in Die Zeit: «‹Sieben Winter in Teheran› ist auch eine Emanzipationsgeschichte, denn ausgerechnet in Gefangenschaft politisiert und emanzipiert sich Reyhaneh Jabbari, wird von Mitgefangenen unterstützt und entwickelt sich zur Fürsprecherin der Rechte anderer Frauen. Im Film berichten mehrere Frauen, wie Jabbari ihnen beigestanden und sie beschützt habe. Auch Shole Pakravan wird mehr und mehr zur Kämpferin für zu Unrecht Inhaftierte im Iran. Nur ihrer eigenen Tochter konnte sie nicht mehr helfen.»