Critical Zone

IR/DE 2023, 109 Min., DCP, Farsi/d, ab 16 Jahren
Regie: Ali Ahmadzadeh
Darst.: Amir Pousti, Shirin Abedinirad, Maryam Sadeghiyan, Alireza Keymanesh, Saghar Saharkhiz, Mina Hasanlou, Alireza Rastjou, Saba Bagheri, Maman Pari u.a.

Amir, ein bärtiger Mann in den Dreissigern, verdient sein Geld als Drogenhändler in Teheran; eine Zwergbulldogge ist seine einzige Gefährtin. Zu Beginn des Films sieht man, wie er in seiner Küche Säckchen mit Drogen abfüllt, einen Teig knetet und zwei grosse Bleche Haschkekse backt. Nachdem er Säckchen und Kekse in einer grossen Reisetasche verstaut hat, macht er sich mit dem Auto auf den Weg. Geleitet von der weiblichen Stimme seines GPS-Systems, die nicht nur Fahranweisungen gibt, sondern auch vor Strassensperren, Radarfallen und anderen Gefahren warnt, gelangt Amir zu seinen Kund:innen. Zu ihnen gehören ein verloren wirkender junger Mann am Strassenrand, eine Frau, die Yogakurse für Kinder erteilt, und ein alter Patient auf der Palliativstation eines Spitals, dem er mit tatkräftiger Hilfe einer Pflegerin die Haschguetzli verabreicht. Danach fährt er eine Frau an den Flughafen, die über die Türkei in die USA emigriert. Weil sie den Drogen in der Fremde nicht traut, gibt ihr Amir einen Vorrat mit. Auf der Rückfahrt vom Flughafen sitzt eine Flugbegleiterin in seinem Wagen. Nachdem sie sich von Kopftuch, Halstuch, Hut und Haarband befreit hat, lehnt sie sich aus dem Fenster des fahrenden Autos, ihr Haar flattert frei im Wind, sie schreit sich 46 Jahre Frauenunterdrückung durch die radikalislamischen Kleriker von der Seele: «Fuck you all, yeah, fuck you all, yeah!» Es ist, als ob Ali Ahmadzadeh den Aufstand der iranischen Frauen schon bei den Dreharbeiten vorausgesehen hätte. Lakonisch, fast ohne Dialog und weitgehend in Echtzeit, erzählt der heimlich mit Laien gedrehte Film von der stillen Revolte in einem Land, das in der permanenten Finsternis einer der schlimmsten Diktaturen lebt. Seine Weltpremiere feierte «Critical Zone» im August in Locarno, wo der Film den Hauptpreis, den Pardo d’Oro, erhielt. Der Produzent Sina Ataeian Dena, der den Preis stellvertretend für Ali Ahmadzadeh, der vom iranischen Regime an der Ausreise gehindert worden war, entgegennahm, sagte über den Regisseur: «Er glaubt nicht an die Zensurregeln, er steht ein für die Rede- und Kunstfreiheit. Wie viele andere hat er seine Angst abgelegt, er ist ein Teil der Protestbewegung.»