Sur l’Adamant

FR/JP 2023, 109 Min., DCP, F/d, ab 16 Jahren
Regie: Nicolas Philibert

Die Adamant (dt.: die Unnachgiebige, aber auch: der Diamant) ist ein 2010 fertiggestelltes, schwimmendes Gebäude in der Pariser Innenstadt am rechten Ufer der Seine. In dem Tageszentrum werden Erwachsene mit psychischen Störungen von einem Team verschiedener Fachleute aus den Bereichen Psychiatrie, Psychologie, Ergotherapie und Krankenpflege betreut. Das Zentrum bietet den Patient:innen einen zeitlich und räumlich strukturierten Tagesablauf an und hilft ihnen, mit therapeutischen Workshops und psychosozialer Rehabilitationsunterstützung wieder im Alltag Fuss zu fassen. In dieser einzigartigen Einrichtung kümmern sich neben medizinischem Fachpersonal auch externe Künstler:innen und Kunsttherapeut:innen um die Patient:innen. «Geis­tes­kranke haben keine Familie», meint François, einer der Betroffenen, in einem Gespräch mit einem Betreuer. Auf der Adamant scheint er eine solche Familie gefunden zu haben, zumindest tageweise, wenn ihm danach ist. Ein expres­siver Song der «bombe humaine», als die er sich selbst empfindet, eröffnet «Sur l’Adamant» und bildet den Auftakt zu einer Reihe von künst­le­ri­schen Perfor­mances, die sich durch den Film ziehen. Der 72-jährige französische Regisseur Nicolas Philibert, der vor 20 Jahren mit «Être et avoir», einem Dokumentarfilm über eine Dorfschule in der Auvergne, einen Grosserfolg feierte und der sich einige Jahre zuvor in «La Moindre des choses» (1997) schon einmal mit dem Thema Psychiatrie befasste, erhielt im vergangenen Februar an der Berlinale für «Sur l’Adamant» den Goldenen Bären. Seine erste spontane Reaktion auf diese Nachricht war: «Seid ihr verrückt geworden?» Esther Buss schreibt im Filmdienst: «Nicolas Philibert folgt keinem strengen Konzept und einer nur losen Dramaturgie. Seine Beobachterposition ist nicht nur wegen der begrenzten Räumlichkeiten unweigerlich teilnehmend; gleich am Anfang fragt eine Patientin neugierig nach dem Namen von Regisseur und Kameramann und verwickelt beide in ein Gespräch, bevor sie von ihrer eigenen Geschichte zu erzählen beginnt. Der möglicherweise im Raum stehenden Frage nach dem Zusammenhang von Psychiatrie und Film kommt dann ein Patient zuvor: ‹Wir haben richtige Stars hier, besser als Filmschauspieler …› Hier sitzen Schauspieler, die nicht merken, dass sie welche sind.»