Anatomie d'une chute

FR 2023, 152 Min., DCP, O/d, ab 12 Jahren
Regie: Justine Triet
Darst.: Sandra Hüller, Swann Arlaud, Milo Machado Graner, Antoine Reinartz, Samuel Theis, Jehnny Beth, Saadia Bentaïeb, Camille Rutherford u.a.

Das deutsch-französische Schriftsteller:innenehepaar Sandra und Samuel lebt seit einem Jahr mit seinem elfjährigen, sehbehinderten Sohn Daniel in einem abgeschiedenen Dorf in den französischen Alpen. Während Sandra beruflich erfolgreich ist, hat Samuel seit Jahren mit einer Schreibblockade zu kämpfen und widmet sich hauptsächlich Renovierungsarbeiten im neuen Heim. Als seine Frau eines Tages zu Hause ein Interview zu ihrem neuen Roman gibt, torpediert er es so lange mit ohrenbetäubender Musik, bis es abgebrochen werden muss. Wenige Stunden später findet Daniel seinen Vater tot vor dem Chalet im Schnee. Er ist offensichtlich aus dem Dachgeschoss gestürzt. War es ein tragischer Unfall, Suizid oder wurde er gestossen? Die Ermittlungen der Polizei ergeben kein klares Bild und bald wird Sandra zur Tatverdächtigen und wegen Mordes angeklagt. In einem aufreibenden Gerichtsverfahren, bei dem ihr fast blinder Sohn als einziger Zeuge aussagen muss, werden ihr Privatleben und die Beziehung des Paares regelrecht seziert … Nur vordergründig ein Whodunit-Gerichtsfilm, gelingt Regisseurin Justine Triet ein virtuoses psychologisches Beziehungsdrama, das 2023 in Cannes der unangefochtene Gewinner der Goldenen Palme war und beim Europäischen Filmpreis gleich vier Hauptpreise gewann. Mit einer brillanten Sandra Hüller in der Hauptrolle zeichnet sie nicht nur das faszinierend-komplexe Porträt einer Beziehung zwischen zwei Autor:innen. In einem vielschichtigen Spiel mit Tatsachen, Möglichkeiten und Wahrheiten erzählt sie vom meist zum Scheitern verurteilten Versuch, sich anhand von wenigen Indizien, versprengten Aussagen, Tonbandaufzeichnungen und anderen Hinweisen ein klares Urteil zu bilden. Barbara Schweizerhof schreibt in epd Film: «Mit den Mitteln des Gerichtsfilms erkundet Triet in ‹Anatomie d’une chute› sehr viel mehr als nur die Tat und ihre Hintergründe. Es geht um Selbst- und Fremdwahrnehmung, und es geht um die Widersprüche einer modernen Beziehung. Hüller spielt diese Sandra mit atemberaubendem Naturalismus als selbstbewusste, eckige Person, die an der Wahrheit einer Ehe festhält, die allen Kränkungen und Ressentiments zum Trotz funktioniert haben mag.»