Fremont

US 2023, 91 Min., DCP, O/d-f, ab 16 Jahren
Regie: Babak Jalali
Darst.: Anaita Wali Zada, Jeremy Allen White, Gregg Turkington, Hilda Schmelling, Avis See-tho, Siddique Ahmed, Taban Ibraz, Timur Nusratty, Eddie Tang u.a.

Donya leidet an Schlafstörungen. Die junge Afghanin, die als Übersetzerin für das US-Militär tätig war und nach der Machtübernahme der Taliban fliehen konnte, lebt nun allein im kalifornischen Fremont. Sie wohnt in einem Apartmentkomplex mit anderen afghanischen Flüchtlingen und arbeitet in einer Glückskeksfabrik. Doch ihr Alltag ist von Einsamkeit geprägt. Sie fühlt sich schuldig, weil sie ihre Familie zurücklassen musste, isst meist allein in einem kleinen Restaurant und geht wöchentlich zu einem Psychologen, von dem sie eigentlich nur Schlaftabletten wollte, der sie stattdessen gleich in sein Pro-Bono-Programm aufgenommen hat. Ihre eintönige Routine wird durchbrochen, als ihr freundlicher Chef – selbst ein chinesischer Einwanderer der zweiten Generation – sie zur Texterin von Glückskekssprüchen befördert. Während ihre Botschaften von wildfremden Menschen in der ganzen Bay Area gelesen werden, treibt Donyas schwelende Sehnsucht sie dazu, ihre ganz eigene Nachricht in die Welt hinauszusenden – um vielleicht die Liebe zu finden … In betörenden Schwarz-Weiss-Bildern zeichnet der in London lebende iranische Regisseur Babak Jalali das liebevolle Porträt einer jungen Frau, die von ihrer Vergangenheit verfolgt wird und dennoch versucht, einen neuen Platz in der Welt zu finden. Voll zärtlicher Melancholie, mit einem berückenden Blick für leicht verschrobene Charaktere und ebenso leisem wie schrägem Humor wurde «Fremont» bei seiner Weltpremiere am diesjährigen Sundance Film Festival mit den frühen Werken von Jim Jarmusch verglichen. Kent M. Wilhelm schreibt im Tilt Magazine: «Obwohl es sich bei Donyas Geschichte um ein modernes Einwanderungsmärchen handelt, geht es doch eigentlich um jeden, dessen Herz und Verstand in einer Sackgasse stecken und darum streiten, wer die Führung übernehmen soll. Das Drehbuch steckt voller poetischer Aphorismen – Zeilen, bei denen man sich zurücklehnen und sie geniessen möchte wie einen guten Whisky oder einen hausgemachten Braten. Ergänzt durch die wunderschöne Schwarz-Weiss-Fotografie, knochentrockenen Humor und fesselnde Darbietungen entpuppt sich ‹Fremont› als erfrischende Variation auf das einsame Herz.» Ein kleines Filmjuwel!