Big Little Women

CH/EG 2022, 86 Min., DCP, O/d-f, ab 8 Jahren
Regie: Nadia Fares
Mitw.: Nadia Fares, Nawal El Saadawi, Nouran Salah, Noha Sobh, Amina Alwahany u.a.

Nouran Salah, Noha Sobh und Amina Alwahany leben in Kairo und entsprechen so gar nicht dem herkömmlichen Bild von jungen Frauen in einem von strikten patriarchalen Normen geprägten Land wie Ägypten: Mit dem Fahrrad sind die drei selbstbewussten Feministinnen in der Millionenmetropole am Nil unterwegs und verwickeln auf ihren Streifzügen Frauen in den unterschiedlichsten Stadtquartieren in Gespräche, diskutieren mit ihnen über ihre soziale Lage und ihre extrem eingeschränkten Rechte und Freiheiten. Sie besuchen Nawal El Saadawi, die grosse Ärztin, Schriftstellerin und feministische Pionierin, die seit den 1950er-Jahren in der patriarchalen ägyptischen Gesellschaft mutig für Frauenrechte kämpft und feststellt, dass in mancher Hinsicht die Verhältnisse für Frauen im Ägypten ihrer Jugendzeit weniger repressiv waren als in der Gegenwart. Gefilmt werden die Frauen dabei von der ebenso unerschrockenen Regisseurin Nadia Fares, die sich wiederholt ins Geschehen mit einbringt. Die 1962 in Bern als Tochter einer Schweizer Mutter und eines ägyptischen Vaters geborene Cineastin, die seit den 1980er-Jahren als Regisseurin, Drehbuchautorin und Produzentin in der Schweiz, den USA und Ägypten tätig ist, verwebt in ihrem ersten langen Kinodokumentarfilm auf sehr persönliche Weise die Geschichte der erwähnten Frauen mit ihrer eigenen Lebensgeschichte. Zwischen den Kulturen aufgewachsen, ist Nadia Fares stark vom Tabubruch geprägt, den ihre aus dem Emmental stammende Mutter in den späten 1950er-Jahren beging, als sie sich in einen Mann vom afrikanischen Kontinent verliebte, ihn heiratete und dafür einen hohen Preis zahlte, von dem «Big Little Women» ebenfalls erzählt. Einen «coolen Patriarchen» nennt Nadia Fares am Ende des Films ihren Vater, der wie Nawal El Saadawi vor einigen Jahren verstorben ist. Diesen beiden Persönlichkeiten ist ihr Film gewidmet, der bei seiner Weltpremiere vor Jahresfrist am renommierten Filmfestival im nordbayrischen Hof – dem Filmfestival des jungen deutschsprachigen Kinos – ebenso wie später an den Solothurner Filmtagen und kürzlich in Locarno das Publikum begeisterte.