The Driven Ones
Regie: Piet Baumgartner
Sie sind die künftigen CEOs dieser Welt: Studierende des Masterprogramms Strategy and International Management an der Universität St. Gallen. Wer hier reüssiert, gehört praktisch schon zur künftigen Wirtschaftselite – so wie Sara, Tobias, Frederic, David und Feifei. Sieben Jahre lang, von 2015 bis 2021, hat Filmemacher Piet Baumgartner die fünf jungen Menschen begleitet, die durch das Stahlbad der Wirtschaftskaderausbildung gehen. Man sieht sie in Workshops, Seminaren und Fallstudien. Und schon hier geht es meist nur um eines: globale Märkte erschliessen, Gewinne maximieren. Nach dem Studium erfolgt der Berufseinstieg in einer Consulting-Firma oder die Gründung eines eigenen Start-ups. Dafür nehmen die Protagonist:innen einiges auf sich. «The Driven Ones» zeigt Menschen, die für ihre Arbeit und den Traum, bald Millionen zu verdienen, viel opfern. Dabei ist der Film weder HSG-Bashing noch unkritische Langzeitstudie. Vielmehr versucht er in grösstmöglicher Sachlichkeit, einen Einblick in eine ansonsten verschlossene Welt zu gewähren. Was allerdings nicht alle so sehen. So schreibt Gerhard Schwarz, langjähriger Chefredakteur im Wirtschaftsressort der NZZ: «Trotz der Offenheit der Protagonisten, trotz einiger Differenziertheit ist ‹The Driven Ones› zu wenig neutral. Der Film hadert mit der Marktwirtschaft, mit der Welt der Unternehmen, mit jenen, die mit grossem Ehrgeiz nach oben streben, und mit der HSG, die diese Leute ausbildet. Er lässt sie nicht vollständig, aber doch ein wenig schlecht aussehen. Und er tut das nicht explizit, sondern unterschwellig.» Demgegenüber meint Florian Keller in der WOZ: «Eine Abrechnung mit dem HSG-Spirit ist das nicht, Baumgartner lässt diese Karrieretypen und ihr Milieu für sich sprechen. Trotz der einen oder anderen Sinnkrise bekommen die Figuren kaum Raum, um ein Profil zu entwickeln. Aber vielleicht haben zwei oder drei von ihnen wirklich keins – womöglich ist das auch eine Erkenntnis über die Manager:innenklasse von morgen. Letztlich ist es Feifei, die deutsche Seconda chinesischer Herkunft, die zum heimlichen Zentrum von ‹The Driven Ones› avanciert und am Ende den Anflug einer utopischen Idee in den Film einbringt: Eine Welt ohne McKinsey und Konsorten, wer wäre dagegen?»
Nach der Premiere am 2. November findet ein Podium mit dem Regisseur Piet Baumgartner, dem Soziologen Niklaus Reichle und Yvette Sánchez, emeritierte Professorin für Hispanistik, Universität St.Gallen, statt. Das Gespräch führt Saiten-Redaktorin Corinne Riedener.