
Jane par Charlotte | La Femme et le TGV
Regie: Charlotte Gainsbourg
Mitw.: Jane Birkin, Charlotte Gainsbourg, Jo Attal u.a.
«Meine Idee ist, dich anzusehen, wie ich noch nie gewagt habe, dich anzusehen.» Charlotte Gainsbourg – Schauspielerin, Sängerin und Tochter eines der berühmtesten Paare der Welt – porträtiert ihre Mutter, die legendäre Jane Birkin. Die Schüchternheit der beiden gegenüber der jeweils anderen hatte eine solche Annäherung nie zugelassen. Doch durch den Schutz der Kamera bricht das Eis. Mit biografischen Details oder einem Überblick über das künstlerische Schaffen Birkins hält sich Charlotte nicht auf, sie geht gleich in den ersten Minuten auf emotionale Tuchfühlung. Und so entstehen auf gemeinsamen Konzertreisen nach Tokio und New York und in Janes Haus in der Bretagne eindringliche Zwiegespräche zwischen Mutter und Tochter, in denen Alltagsthemen ebenso ihren Platz haben wie existenzielle Fragen. Mal geht es um beider Lampenfieber oder um Janes Sammelwut, öfter um die Erinnerungen an das gemeinsame Familienleben, um Schuldgefühle und Verlust, um die Liebe zu den Lebenden und den Toten. Sacht konfrontiert Charlotte ihre Mutter mit Super-8-Aufnahmen der Halbschwester Kate, die sich 2013 das Leben nahm, und nimmt sie mit in die Wohnung ihres Vaters Serge Gainsbourg, die auch dreissig Jahre nach seinem Tod einem unberührten Mausoleum gleicht. Herausgekommen ist eine wunderbar zärtliche, lebenskluge Hommage, die die gleichzeitig so ähnlichen und doch so unterschiedlichen Persönlichkeiten der beiden Künstlerinnen einfängt. Harry Nutt schreibt in der Frankfurter Rundschau: «Jane Birkin ist für ihre Bereitschaft zu frappierender Nähe bekannt, die sie nicht zuletzt immer wieder auch in Interviews preisgibt. Nirgends aber scheint man ‹der Birkin› näher zu kommen als in dem Film ihrer Tochter Charlotte, in dem Mutter und Tochter über ihr nie ganz einfaches Verhältnis sprechen, der zugleich aber auch eine entwaffnende Liebeserklärung der Tochter an die Mutter ist.»
Als Vorfilm ist Jane Birkin in ihrer letzten Rolle in Timo von Guntens 30-minütigem Kurzspielfilm «La Femme et le TGV» (CH 2016) zu sehen.