Je t'aime moi non plus

FR 1976, 89 Min., DCP, F/e, ab 16 Jahren
Regie: Serge Gainsbourg
Darst.: Jane Birkin, Joe Dallesandro, Hugues Quester, Reinhard Kolldehoff, Jimmy Davis, Liliane Rovère, Michel Blanc, Josiane Lévêque, Gérard Depardieu u.a.

Die burschikose Kellnerin Johnny arbeitet in einer schäbigen Bar mitten im trostlosen Nirgendwo. Eines Tages fahren zwei Müllwagenfahrer vor, der Pole Krassky und sein italienischer Geliebter Padovan. Krassky hält Johnny wegen ihrer kurzen Haare und ihrer androgynen Erscheinung zuerst für einen Jungen. Zwischen ihnen entsteht sofort eine gegenseitige Anziehung. Gelangweilt von der Einöde und voller Sehnsucht nach Liebe und Zärtlichkeit, sucht Johnny die intime Nähe zum wortkargen, homosexuellen Krassky, der sich das Liebesspiel mit ihr aber nur wie mit einem Mann vorstellen kann. Das Paar wird hin- und hergerissen zwischen Leidenschaft und scheiterndem Sex, während die Eifersucht von Padovan in Gewalt umzuschlagen droht. Sieben Jahre nachdem der Song Je t’aime moi non plus von Serge Gainsbourg und Jane Birkin zum Skandal und Plattenhit wurde, greift der Musiker den Titel für sein Spielfilmdebüt auf und verwendet eine Instrumentalversion des Chansons, das nicht nur vom Vatikan auf den Index gesetzt, sondern auch von zahlreichen Radiosendern boykottiert wurde. Jane Birkin kann unter der Regie ihres Lebenspartners, der auch das Drehbuch schrieb, nach mehreren Komödien einen komplett anderen Charakter verkörpern. Mit bubenhafter Kurzhaarfrisur und vollem Körpereinsatz gibt sie eine verlorene, sich nach Liebe verzehrende junge Frau. Krassky wird von Joe Dallesandro gespielt, der als begehrtes Model und Darsteller in den Filmen von Andy Warhol berühmt wurde. Der Chemie zwischen den beiden attraktiven, charismatischen Darsteller:innen kann man sich kaum entziehen und die auch die sinnlichen, von Kameramann Willy Kurant in flirrendes Sonnenlicht getauchten Bilder sind beeindruckend. Wegen seines provokativen, Normen überschreitenden Themas, dem Sex zwischen einem Schwulen und einer heterosexuellen Frau, wurde der unkonventionelle Film skandalisiert und als unmoralisch verdammt. Er mag seiner Zeit voraus gewesen sein, doch «Je t’aime moi non plus» überzeugt mit seiner bewusst rohen, jedoch stilbewussten Inszenierung von brutaler Männlichkeit, Schmutz, romantischer Leidenschaft und Sex. François Truffaut verteidigte das Drama, das mittlerweile Kultstatus erlangt hat, bei seinem Erscheinen als «radikales, modernes Werk».