The Lost King

UK 2022, 108 Min., DCP, E/d-f, ab 8 Jahren
Regie: Stephen Frears
Darst.: Sally Hawkins, Steve Coogan, Harry Lloyd, Benjamin Scanlan, Adam Robb, Helen Katamba, Lewis Macleod, Robert Jack, John-Paul Hurley, James Rottger u.a.

Philippa Langley ist eine frisch geschiedene, gesundheitlich angeschlagene Marketingfrau. Als sie eines Tages im Theater eine Aufführung von William Shakespeares’ Richard III. erlebt, lässt ihr die Geschichte um den englischen König keine Ruhe. Dass dieser nur zwei Jahre, von 1483 bis 1485, regierende Herrscher seit seinem Tod auf dem Schlachtfeld durch die Geschichtsforschung als Usurpator und Verräter geächtet wird, will sie nicht akzeptieren. Sie beginnt sich mit dem Leben dieser kontroversen Figur zu befassen, recherchiert in Bibliotheken, Buchhandlungen und im Netz. Dabei vertieft sie sich so sehr in das Leben von Richard III., dass sie wiederholt Fantasien von realen Begegnungen mit ihm hat – derweil ihre Umgebung bereits um ihre geistige Gesundheit fürchtet. Doch Philippa lässt sich nicht beirren und stösst bei ihren Nachforschungen schliesslich auf die «Richard III Society», eine skurrile Gesellschaft von Hobbyhistoriker:innen, die sich seit Langem der Rehabilitation des verfemten Königs verschrieben hat. Auf der wahren Geschichte von Philippa Langley beruhend, die hauptsächlich dafür verantwortlich war, dass 2012 die verschollen geglaubten Gebeine von Richard III. gefunden wurden, verkörpert Sally Hawkins diese Figur mit brennender Intensität. Die 1976 geborene Schauspielerin zieht hier sämtliche Register ihres Könnens, und der britische Starregisseur Stephen Frears («The Queen») schöpft einmal mehr klug aus dem unendlich reichen Fundus einer realen Geschichte in Grossbritanniens jahrhundertealter royaler Tradition. Wendy Ide schreibt in Screen Daily: «Dieser Film handelt von der Leichtigkeit, mit der sich ein falsches Narrativ durchsetzen kann. Sei dies ein König, der Opfer einer Desinformationskampagne wurde, oder eine sanftmütige Frau mittleren Alters, deren Werk abgewertet oder angeeignet wird, weil sie das Pech hat, über vierzig Jahre alt zu sein. Und selbst wenn Philippa Recht bekommen und ihre emotionale und instinktive Herangehensweise an die historische Forschung Früchte getragen hat: Das akademische Establishment tut ihren Beitrag zur Ausgrabung beiläufig ab. Denn Männer in Anzügen wirken als Historiker halt glaubwürdiger als zierliche Frauen in schlecht sitzenden Strickjacken.»