Fallen Leaves

FI/DE 2023, 81 Min., DCP, O/d-f, ab 12 Jahren
Regie: Aki Kaurismäki
Darst.: Alma Pöysti, Jussi Vatanen, Janne Hyytiäinen, Nuppu Koivu, Matti Onnismaa, Simon Al-Bazoon, Martti Suosalo, Sakari Kuosmanen, Maria Heiskanen, Maustetytöt u.a.

Die Supermarktangestellte Ansa trägt ein Shirt, das so leuchtend rot ist wie die Vogelbeeren, die ein finnischer Tango besingt. Kaum ist das Lied verklungen, erlebt Ansa schon Ungemach: Sie wird gefeuert. Ein Wachmann hat sie denunziert, weil sie ein abgelaufenes Sandwich nicht in den Abfallcontainer, sondern in ihre Handtasche gesteckt hat. Ein ähnliches Schicksal erleidet auch Holappa, Hilfsarbeiter auf einem Werkhof. Bei ihm ist es sein Alkoholismus, der ihn den Job kostet. An einem Karaoke-Abend in einer Bar begegnen sich die beiden verlorenen Seelen zum ersten Mal und beginnen scheu miteinander zu flirten. Doch bevor sie zueinander finden, legt ihnen das Schicksal einige Steine in den Weg … Im 20. Spielfilm von Aki Kaurismäki, diesen Mai in Cannes mit dem Jurypreis ausgezeichnet, sitzt jede einzelne Einstellung. Farbgebung, Bildkomposition, Kadrage, die stoischen Figuren, die lakonischen Dialoge, die gefühlvollen Songs sind vom Feinsten: Das Werk hat alles, was Kaurismäki ausmacht, und führt es in grosser Meisterschaft vor. Der Finne erzählt von der zarten Liebe zweier einsamer Herzen, aber auch von der Magie der bewegten Bilder. Etwa wenn sich die beiden Jim Jarmuschs Zombiefilm «The Dead Don’t Die» ansehen – eine solche Wahl für ein erstes Date kann nur einem Kaurismäki einfallen. Joachim Kurz schreibt auf kino-zeit.de: «Kaurismäkis proletarische Tragikomödien sind Hommagen an all die Menschen, die sich dem Schicksal entgegenstemmen und versuchen, den widrigen Umständen ihrer Existenz ein bisschen Glück abzuringen. Und man gönnt es ihnen von Herzen. Allerdings gibt es dann doch etwas, das in diese Welt dringt und zeigt, dass es daneben noch etwas, ein gegenwärtiges Aussen gibt, das beunruhigt. Immer wenn Ansa das Radio einschaltet, hört man vom Krieg in der Ukraine, von Bomben auf Kiew und Mariupol. Die reale Gegenwart lässt sich nicht mal für einen Filmemacher wie Aki Kaurismäki ausblenden. Garniert mit dem typischen staubtrockenen Humor reiht sich ‹Fallen Leaves› nahtlos in das Gesamtwerk des Filmemachers ein und bietet viel Humanismus der sogenannt kleinen Leute. In Zeiten, in denen Herz und Menschlichkeit in der Realität und der Politik allzu schnell vergessen werden, ist das entschieden eine Wohltat.»