
The Blind Man Who Did Not Want to See Titanic
Regie: Teemu Nikki
Darst.: Petri Poikolainen, Marjaana Maijala, Samuli Jaskio, Rami Rusinen, Hannamaija Nikander, Matti Onnismaa
Jaakko ist blind und an seinen Rollstuhl gefesselt. Sein Alltag hält wenig Abwechslung für ihn bereit. Seine grösste Freude sind die täglichen Telefonate mit der ebenfalls kranken Sirpa. Da sie in verschiedenen Städten Finnlands wohnen, haben sie sich noch nie getroffen. Die beiden flirten und scherzen miteinander, kommentieren selbstironisch ihre krankheitsbedingten Einschränkungen und fachsimpeln über Filme. Jaakko besitzt eine grosse Filmsammlung und hat immer gleich die passende Filmfigur oder Dialogzeile zur Hand. Seine Favoriten sind die Filme John Carpenters und James Camerons frühe Werke, er verschmäht jedoch dessen erfolgreichsten Titel «Titanic», Sirpas Lieblingsfilm. Als sich Sirpas Zustand verschlechtert, beschliesst Jaakko, sie zu besuchen. Auf seiner Reise benötigt er, wie er vorausschauend kalkuliert, lediglich die Hilfe von fünf Fremden an fünf neuralgischen Punkten. Doch dies ist leichter gedacht als getan. Regisseur Teemu Nikki wurde durch seinen Freund Petri Poikolainen zum Film inspiriert. Poikolainen, der darin auch die Hauptrolle spielt, war Schauspieler, bis er an einer äusserst aggressiven Form von Multipler Sklerose erkrankte. Mittlerweile sitzt er im Rollstuhl und ist blind – wie seine Filmfigur. «The Blind Man» ist ein sowohl inhaltlich als auch stilistisch aussergewöhnliches Werk. Die Mischung aus Tragikomödie, Thriller und Romanze ist ganz aus der Perspektive seines Protagonisten erzählt. Mit geringer Schärfe gefilmt, nimmt dessen Gesicht über weite Strecken fast die ganze Leinwand ein, während die Welt um ihn herum verschwimmt. Schnell gewöhnt man sich an die irritierende Seherfahrung; dank ihr erlebt man unmittelbar, was es heisst, blind und isoliert zu sein. Die formale Umsetzung, die darstellerische Brillanz des Protagonisten, der den ganzen Film trägt, die spritzigen Dialoge und die Unsentimentalität, mit der «The Blind Man» seine Geschichte erzählt, machen ihn zu einem einmaligen Erlebnis. Nie erlaubt er sich einen rührseligen oder mitleidigen Blick auf seinen Hauptdarsteller. J Hurtado schreibt auf screenanarchy.com: «Lustig, tragikomisch, spannend und dennoch warm und einladend – dieser Film hat dies alles und belohnt ein neugieriges Publikum mit einer einzigartigen Erfahrung, die es so noch nie erlebt hat.»