Anaïs

JP 2022, 97 Min., DCP, O/d, nicht eingestuft
Regie: Roger Walch
Darst.: Lydia Faure, Akihiko Sai, Marguerite Paget, Mireï Elizabeth Dyment, Yasuchika Urata, Shoko Toshiyama, Mayuko Goto, Koji Yamaguchi, Kohei Miki Sy Lokk u.a.

Anaïs lebt mit ihrer französischen Mutter in Kyoto. Die 14-jährige Gymnasiastin hegt künstlerische Ambitionen; mit ihrer Freundin Clotilde belegt sie Kurse in traditionellem Nō-Theater und träumt von einer Schauspielausbildung. Ihren japanischen Vater hat sie nie kennengelernt, er hat die Familie vor Anaïs’ Geburt verlassen. Das Einzige, was sie von ihm besitzt, ist ein Foto. Für die Wünsche ihrer Tochter zeigt die Mutter wenig Verständnis. Sie steht deren Theaterträumen ablehnend gegenüber und möchte, dass Anaïs an einer Universität in Frankreich studiert. Als sie ihre Fragen nach dem Vater abblockt und ihr damit droht, den geliebten Nō-Unterricht zu streichen, macht sich Anaïs auf die Suche nach ihrem Erzeuger. Antwort auf ihre Fragen wird sie auf einer abgelegenen Insel im Süden Japans finden. Wie Alice im Wunderland trifft Anaïs auf ihrer Reise auf allerlei seltsame Figuren – u.a. einen tanzenden Samurai, einen Gitarristen, der sie mit Kartoffelsalat bewirtet, eine Sängerin, die Aktfotografien von jungen Frauen macht, drei Schulmädchen, die einen lasziven Tanz vorführen – und geht aus verfänglich anmutenden Situationen immer unbeschadet hervor. Das an ausgesuchten Schauplätzen gedrehte Roadmovie durch Japan – Regisseur Roger Walch hat ein ausgesprochenes Flair für «cinegene» Orte – besticht durch seine atmosphärische, surreal angehauchte Erzählweise und die skurrilen Figuren, die den Film bevölkern. Für sein neuestes Werk zeichnete Walch nicht nur für Drehbuch, Regie, Kamera, Schnitt und Produktion verantwortlich, sondern auch für einen Teil der Filmmusik. Der aus der Ostschweiz stammende Regisseur und frühere Kinok-Leiter lebt seit über 25 Jahren in Japan, wo er als Musiker, Kameramann, Regisseur und Publizist tätig ist. Mehrere seiner Filme wurden mit Preisen ausgezeichnet. Er war auch Kameramann für Richard Dindos «Die Reise des Bashō», Erich Schmids «Adolf Muschg – Der Andere» und Thomas Lüchingers «Sound and Silence».

 

Premiere in Anwesenheit des Regisseurs Roger Walch. Das Gespräch führt Anya Schutzbach, Japanologin und Leiterin Literaturhaus St.Gallen.