Camille Henrots Videoarbeiten

DE 2005–2017, 53 Min., E/ohne Dialog, nicht eingestuft
Regie: Camille Henrot

Camille Henrot (*1978 Paris, lebt und arbeitet in New York) gilt als eine der einflussreichsten Stimmen der zeitgenössischen Kunst. Vielschichtige Referenzen aus Literatur, Cartoons, Poesie, sozialen Medien, Psychoanalyse und der Banalität des Alltagslebens aufgreifend, hinterfragt sie in ihrer künstlerischen Praxis, was es bedeutet, sowohl privates Individuum als auch globales Subjekt zu sein. Ihr skulpturales, malerisches und filmisches Werk befasst sich mit der Dynamik menschlicher Abhängigkeit, individueller Verantwortung und gesellschaftlicher Probleme in einer zunehmend vernetzten und reizüberfluteten Welt. Anlässlich ihrer Ausstellung «Sweet Days of Discipline», der ersten Einzelausstellung der französischen Künstlerin in der Schweiz, präsentiert das Kunstmuseum St.Gallen eine Auswahl ihrer Videoarbeiten. 2013 realisierte Henrot den Film «Grosse Fatigue», für den sie auf der 55. Biennale von Venedig mit dem Silbernen Löwen ausgezeichnet wurde. Der Film kritisiert das menschliche Bestreben, die Gesamtheit der Welt darzustellen – ein Anspruch, der vielen Museumssammlungen zugrunde liegt – und wurde weltweit in Ausstellungen gezeigt. «Be Brave My Love!» (2005) besteht aus einer unbenutzten Filmrolle, auf die Tausende von Haaren geklebt wurden. Wie ein Fetischobjekt stellt der Film Fragen nach der ewigen Liebe und dem ewigen Leben. «Dying Living Woman» (2005), in dem Henrot die Hauptfigur auf dem Filmstreifen Bild für Bild ausradierte, bezieht sich auf den Horrorfilm «Night of the Living Dead». «Wolfs Eyes» (2008) spielt auf die gleichnamige amerikanische Noise-Musikgruppe und die Augen einer Kamera an. «Coupé/Décalé» führte Henrot auf die Insel Pentecost im Vanuatu-Archipel. Die Künstlerin filmte ein Ritual, bei dem es sich vermutlich um einen Übergangsritus von jungen Männern ins Erwachsenenalter handelt. Im Mittelpunkt von «Saturday» steht die Seventh-day Adventist (SDA) Church, eine evangelikale, millenaristische christliche Konfession, die den Sabbat feiert und am Samstag Taufrituale durchführt. Der Film lässt uns in eine Parallelwelt des Glaubens und der Hoffnung auf ein besseres Leben eintauchen.

 

Mit einer Einführung durch die Kuratorin Nadia Veronese.

Die Ausstellung in der Lokremise ist bis 5. November zu sehen.