Nostalgia

IT/FR 2022, 117 Min., DCP, I/d-f, ab 16 Jahren
Regie: Mario Martone
Darst.: Pierfrancesco Favino, Francesco Di Leva, Tommaso Ragno, Aurora Quattrocchi, Sofia Essaïdi, Nello Mascia, Emanuele Palumbo, Artem, Salvatore Striano, Virginia Apicella u.a.

Nach vierzig Jahren kehrt Felice Lasco in seine Heimatstadt Neapel zurück, um seine alte Mutter zu besuchen. Als Fünfzehnjähriger war er in den Nahen Osten aufgebrochen; er konvertierte zum Islam und lebt, mittlerweile verheiratet, als erfolgreicher Bauunternehmer in Kairo. Sein neues Leben hat ihn von seiner Vergangenheit entfernt, doch während er durch die Gassen des pulsierenden Sanità-Viertels streift, wird er von den Erinnerungen an seine Jugend überwältigt. Felice erfährt, dass sein Jugendfreund Oreste heute als gefürchteter Camorra-Pate das neapolitanische Viertel beherrscht, und sucht den Kontakt zu ihm, obwohl er mehrfach vor ihm gewarnt wird. Der Neapolitaner Mario Martone (*1959) ist einer der bedeutendsten Film- und Theaterregisseure Italiens, meist ist seine Heimatstadt Schauplatz seiner bisher 17 Spielfilme. Wie bereits in «Il sindaco del Rione Sanità», 2019 in der Reihe Cinema Italiano im Kinok zu sehen, taucht er auch in «Nostalgia» in den Mikrokosmos eines einzigen Stadtviertels ein: Sanità im Herzen Neapels, berüchtigt wegen seiner Armut und Kriminalität und berühmt für seine Barockarchitektur und die Katakomben. Das Viertel ist weit mehr als nur Kulisse für Felices Stadtwanderungen, der labyrinthische Charakter spiegelt seine seelische Verfassung, gleichzeitig sind wir als Zuschauer:innen fasziniert von dessen Authentizität und Schönheit. Ein herausragendes Schauspielensemble trägt das packende Drama, allen voran Pierfrancesco Favino («Il Traditore», «Padre Nostro»). «Nostalgia» feierte seine Weltpremiere 2022 in Cannes, war für den Europäischen Filmpreis nominiert und mit vier Auszeichnungen der grosse Abräumer beim italienischen Filmpreis Nastro d’Argento. Peter Bradshaw schreibt in The Guardian: «‹Nostalgia› ist grossartig gefilmt und wird von einem herausragenden Pierfrancesco Favino getragen. Der Film macht deutlich, dass Nostalgie nicht nur reine Wahnvorstellung oder das Beschönigen der Vergangenheit durch die rosa Brille ist, denn es gibt keine Vergangenheit und keine Gegenwart. Das Neapel von damals und das Neapel von heute ist dasselbe – für Felice haben sich seine Ängste und seine Liebe nie wirklich verflüchtigt oder gar verändert. Ein starker, tief berührender und sehenswerter Film.»