La Ligne

CH/FR/BE 2022, 103 Min., DCP, F/d, ab 12 Jahren
Regie: Ursula Meier
Darst.: Stéphanie Blanchoud, Valeria Bruni Tedeschi, Elli Spagnolo, Dali Benssalah, India Hair, Benjamin Biolay, Eric Ruf, Thomas Wiesel, Jean-François Stévenin u.a.

Bei einem Familientreffen kommt es zu einer Gewalteruption: Ohne ersichtlichen Grund schlägt die Musikerin Margaret ihrer Mutter, der Konzertpianistin Christina, so hart ins Gesicht, dass diese irreparable Gehörprobleme davonträgt und ihre Karriere beenden muss. Da es nicht das erste Mal ist, dass Margaret so ausrastet, wird sie von ihrer Mutter verklagt. Ein Gericht verhängt ein dreimonatiges Rayonverbot, laut dem sie sich ihrem Elternhaus nicht mehr als hundert Meter nähern darf. Zur Verdeutlichung zeichnet Margarets Stiefschwester, die zwölfjährige Marion, eine blaue Linie um das Haus … Nach «Home» und «L’Enfant d’en haut» widmet sich Ursula Meier in ihrem neuen Kinofilm erneut einer dysfunktionalen Familie. Die cholerische Tochter wird von Stéphanie Blanchoud verkörpert, einer belgisch-schweizerischen Schauspielerin und Musikerin, die bei uns bisher lediglich in einer Nebenrolle in Lionel Baiers «La Vanité» und in Ursula Meiers halblangem TV-Drama «Journal de ma tête» zu sehen war. In «La Ligne» brilliert sie mit geradezu beängstigender Präsenz zum ersten Mal in einer Hauptrolle. Sie verkörpert nicht nur die verstörend gewalttätige Margaret, sondern entwickelte diese Figur auch als Drehbuch-Co-Autorin mit Ursula Meier und Antoine Jaccoud (der bereits bei «Home» und «L’Enfant d’en haut» mit von der Partie war) entscheidend mit. Mit Valeria Bruni Tedeschi als Margarets Mutter Christina gehört eine weltbekannte Schauspielerin zum Ensemble; sie verkörpert einmal mehr eine der neurotischen Frauenfiguren, die sie seit bald drei Jahrzehnten so perfekt darzustellen vermag. Jordan Mintzer schreibt in The Hollywood Reporter: «Zusammen mit Kamerafrau Agnès Godard fängt Ursula Meier die unerklärlichen Stimmungsschwankungen ihrer beiden grossartigen Protagonistinnen vor einer düsteren Kulisse von Fertighäusern und langweiligen Einkaufszentren ein, während sich die Alpen majestätisch in der Ferne erheben. Wie in ihren früheren Filmen zeigt die Regisseurin in ‹La Ligne› eine Schweiz, die nicht nur meilenweit entfernt ist von jeglichen malerischen Ausblicken – sondern ein Ort, an dem Menschen darum kämpfen, miteinander auszukommen, und wo Heimat selten dort ist, wo das Herz ist.»