Week End

FR/IT 1967, 103 Min., DCP, F/d, ab 18 Jahren
Regie: Jean Luc Godard
Darst.: Mireille Darc, Jean Yanne, Jean-Pierre Kalfon, Jean-Pierre Léaud, Valérie Lagrange, Yves Afonso, Daniel Pommereulle, Blandine Jeanson, Ernest Menzer u.a.

Ein junges Ehepaar, Corinne und Roland, fährt mit dem Auto auf einer Landstrasse durch die französische Provinz. Eigentlich sind sie unterwegs zu Corinnes Vater, der ein Testament verfasst hat, das sie abholen wollen. Doch so weit kommt es nicht. Sie erleiden einen Unfall, bei dem ihr Auto so schwer beschädigt wird, dass sie zu Fuss weitermüssen. Bis dahin scheint alles noch halbwegs mit rechten Dingen zuzugehen in diesem Roadmovie der bizarren Art. Doch als die beiden in der Folge Zeug:innen von riesigen Staus und zahlreichen weiteren Unfällen werden, erleben sie Situationen, die im Verlauf des Films immer surrealer werden: Sie werden von Pseudo-Philosoph:innen und Psychopath:innen handfest belästigt, begegnen einer Kannibal:innenbande in Indianerkostümen, bevor sie schliesslich mit Alice im Wunderland, Emily Brontë und Saint-Just, einem der Anführer der französischen Revolution, zusammentreffen. «Ein Film, verirrt im Kosmos» und «Ein Film, gefunden auf dem Schrotthaufen» heisst es am Anfang, und am Schluss liest man: «Ende der Geschichte. Ende des Kinos.» Das Spiel mit Titeln, Zwischentiteln und Schrifteinblendungen hatte Godard zu jener Zeit längst zu einem seiner Markenzeichen gemacht. Mit den beiden Sätzen umreisst er, wie weit er sich damals bereits in experimentelle Gefilde bewegt hatte. Mit der zehnminütigen Kamerafahrt entlang einer Dutzende von Kilometern langen, von ohrenbetäubendem Gehupe und Geschrei geprägten Autokolonne schuf Godard eine Szene für die Ewigkeit, die, wer sie einmal gesehen hat, nie mehr vergisst. Der Meister erweist sich mit diesem filmischen Amoklauf gegen Konsumgesellschaft und Vietnamkrieg einmal mehr als Visionär, nachdem er kurz zuvor bereits in «La Chinoise» die späteren maoistischen Verirrungen der Nach-68er-Jahre antizipiert – und auch selbst mitgemacht – hatte: Wenige Monate nachdem «Week End» in die Kinos gekommen war, brach in Frankreich die Revolte vom Mai 1968 aus und erschütterte das Land in seinen Grundfesten. Das Lexikon des Internationalen Films schreibt: «‹Week End› ist ein ungeheuer aggressiver Film, der seine Kritik in eine intellektuelle Form giesst und durch seine formale Virtuosität besticht.»