Robin Hood Gardens

DE 2022, 90 Min., DCP, E/d, ab 16 Jahren
Regie: Thomas Beyer, Adrian Dorschner
Mitw.: Liza Fior, Paul Goldberger, Richard Rogers, Charles Jencks, Abdullah Isse, Ines Zalduendo, Soraya Smithson, Simon Smithson, Hélène Binet, Denise Scott Brown u.a.

Der Sozialwohnungskomplex «Robin Hood Gardens» im Londoner East End war ein herausragendes Beispiel des New Brutalism und das Hauptwerk der visionären Architekt:innen Alison und Peter Smithson. 2017 wurde die seit ihrer Errichtung 1972 heftig umstrittene Anlage zugunsten eines neuen Überbauungsplans abgerissen. Kurz vor dem endgültigen Verschwinden haben Thomas Beyer und Adrian Dorschner, Architekt und Dozent an der ArchitekturWerkstatt St.Gallen, die «Robin Hood Gardens» mit ihrer Kamera besucht und Gespräche mit Architekturexpert:innen und Bewohner:innen geführt. In ihrem Dokumentarfilm zeigen sie, wie die Fotografin Hélène Binet versucht, ein Stück Architekturgeschichte festzuhalten, und geben Einblick in das Alltagsleben einer dort lebenden Familie. Immer wieder steht dabei die Frage im Raum, warum die Vision der Smithsons letzten Endes scheiterte und die Aufbruchsstimmung der Architekt:innen sich nicht auf die späteren Bewohner:innen übertrug. Denn auch wenn viele die Wohnungen zu schätzen wussten, verkamen Gemeinschaftsflächen wie die berühmten «streets in the sky» – Laubengänge, bei denen die Smithsons an eine kommunikative Nutzung dachten – schnell zu unbehaglichen Transitorten. Das Auseinanderklaffen von Anspruch und Realität, symptomatisch für viele moderne Wohnsiedlungen, trat bei den «Robin Hood Gardens» besonders deutlich zutage. Auf poetische Weise geht der Film auch der Frage nach, ob der Entwurf der Smithsons nicht doch als Lernstück dienen könnte, um das Leben in der Stadt von morgen zu verbessern. Gleichzeitig zeigt er die Absurdität unserer Gesellschaft im Umgang mit ungeliebten Zeugen des Fortschritts: Ein dreigeschossiger Gebäudeteil wurde vor dem Abbruch bewahrt und vom Victoria & Albert Museum als «wichtiger Zeuge des Brutalismus für künftige Generationen» erworben und 2018 an der Architekturbiennale in Venedig ausgestellt.

 

Die Premiere am 24. Januar findet in Anwesenheit der Regisseure Thomas Beyer und Adrian Dorschner statt, die in den Film einführt.