Un beau matin

FR/UK/DE 2022, 112 Min., DCP, F/d, ab 12 Jahren
Regie: Mia Hansen-Løve
Darst.: Léa Seydoux, Pascal Greggory, Melvil Poupaud, Nicole Garcia, Camille Leban Martins, Sarah Le Picard, Pierre Meunier, Fejria Deliba, Jacqueline Hansen-Løve u.a.

Die 35-jährige Sandra Kienzler ist seit fünf Jahren verwitwet und lebt als alleinerziehende Mutter einer achtjährigen Tochter in Paris. Sie ist freiberuflich als Dolmetscherin tätig, übersetzt bei Konferenzen und Gedenkfeiern aus dem Englischen und Deutschen ins Französische. Ihr Leben ist ein einziges Stressprogramm, denn neben ihrer anspruchsvollen Arbeit und der liebevollen Sorge um ihre quirlige Tochter, kümmert sie sich auch aufopferungsvoll um ihren Vater Georg. Dieser, ein pensionierter Philosophieprofessor, lebt zwar noch in seiner eigenen Wohnung, doch eine fortschreitende degenerative Krankheit verunmöglicht ihm zusehends ein selbständiges Leben. Zwar wird Sandra bei der Betreuung des Vaters von ihrer Schwester, ihrer Mutter, Georgs Ex-Frau, sowie von seiner überforderten aktuellen Ehefrau unterstützt, doch als für ihn nur noch das Altersheim in Frage kommt, bleibt fast alles an ihr hängen. Als sie eines schönen Morgens Clément trifft, einen Kollegen ihres verstorbenen Mannes, funkt es zwischen den beiden sofort. Doch Clément ist verheiratet – wenn auch unglücklich, wie er sagt. Léa Seydoux, die die dauergestresste, verletzliche, von ihren Gefühlen hin- und hergerissene, hinreissend sinnliche Sandra spielt, ist das eigentliche Ereignis in diesem so leichtfüssigen wie brennend intensiven französischen Liebesdrama. Die dänische Regisseurin Mia Hansen-Løve, die mit «Eden» und «L’Avenir» bekannt wurde, hat ihren bis anhin wohl stärksten Film realisiert, ein Werk, das auch formal herausragt, unter anderem dadurch, dass es auf 35 Millimeter gedreht wurde. Jon Frosch schreibt im Hollywood Reporter: «Auch wenn Sandras Leben stark von ihrem Vater Georg und ihrem Geliebten Clément beeinflusst wird, ist dies nicht die Geschichte einer Frau, die sich Männern unterordnet. Vielmehr ist diese Sandra menschlich und einsam, mit Sehnsüchten, die stärker sind als Stolz oder Gedanken über Machbarkeit. Léa Seydoux gibt dieser Figur einen emotionalen Reichtum und eine Authentizität, die sie in ihrer ganzen schauspielerischen Karriere als ihre möglicherweise beste Arbeit auszeichnet.»