Tiger und Büffel

CH 2021, 95 Min., DCP, Dialekt, ab 12 Jahren
Regie: Fabian Biasio
Mitw.: Bruno Koller Sensei, Helen Koller, Daeng Koller, Giosuel Koller, Selina Koller, Sara Heiniger, Marcel Heiniger, Laurin Koller, Theo Storm u.a.

Seine grosse Leidenschaft ist Karate. Bruno Koller, 1949 in Appenzell geboren, packt die Passion für die asiatische Kampfsportart schon in früher Jugend. Mit Enthusiasmus und Ehrgeiz wird er zu einem der erfolgreichsten Karatemeister ausserhalb Japans. Wie verändert die Demenz das Leben eines Menschen, der stets auf Unabhängigkeit und Eigenständigkeit bedacht war, der seinen Körper eisern trainierte und zu beherrschen glaubte und dessen Leben von der Kampfkunst durchdrungen war? Und der dann erleben muss, wie «ein ekliger Mitläufer», wie er seine Krankheit einmal nennt, immer mehr die Kontrolle über sein Leben übernimmt? Kurz vor seinem 60. Geburtstag erhält Bruno Koller eine Alzheimer-Diagnose. Zunächst begegnet er der Krankheit als Gegnerin, die es zu bekämpfen gilt. Doch als sie voranschreitet, ist er immer mehr auf Hilfe angewiesen, was ihn wütend macht. Seine Familie umsorgt ihn aufopfernd und tut alles dafür, dass er weiter trainieren kann. Der Fotograf und Filmemacher Fabian Biasio hat Bruno Koller und dessen Familie über einen Zeitraum von acht Jahren mit der Kamera begleitet und schildert in ungewohnter Nähe die bewegende Chronik der Alzheimer-Demenz-Erkrankung. «Ich wollte nicht einen Zerfall, sondern eine Wandlung dokumentieren», erzählt der Filmemacher, der seinem Protagonisten lange vor Beginn seiner Dreharbeiten für «Tiger und Büffel» freundschaftlich verbunden war, da er zehn Jahre Karate bei ihm trainierte. Nur so war wohl jenes grosse Vertrauen möglich, das ihm und seiner Kamera erlaubte, diesen äusserst intimen Einblick zu erhalten, der Brunos Schwächen und Marotten ebenso zeigt wie die Abgründe seiner Demenz und die schwierigen Momente für seine zwei Partnerinnen und die Kinder. Samantha Zaugg schreibt in der Luzerner Zeitung: «Ein sensibles und vielschichtiges Porträt über die Liebe, das Konstrukt Familie, über einen radikalen Lebensentwurf und seine Konsequenzen. Und natürlich über Krankheit und wie sie die Menschen verändert, im Schlechten wie im Guten.»

 

Vorstellung in Anwesenheit des Regisseurs Fabian Biasio. Das Gespräch führt Regina Hanspeter-Kurz, Hospiz-Dienst St.Gallen.