Goya, Carrière & the Ghost of Buñuel

FR/ES/PT 2022, 90 Min., O/d-f, DCP, ab 16 Jahren
Regie: José Luis López-Linares
Mitw.: Jean-Claude Carrière, Julian Schnabel, Carlos Saura, Nahal Tajadod u.a.

Der Franzose Jean-Claude Carrière, der im Februar 2021 mit 89 Jahren starb, war einer der bedeutendsten und produktivsten Drehbuchautoren der Filmgeschichte. Er arbeitete unter anderem für Regisseure wie Louis Malle, Jean-Luc Godard, Volker Schlöndorff und Nagisa Ōshima, doch bekannt wurde er vor allem durch seine Zusammenarbeit mit Luis Buñuel. Für den spanischen Meisterregisseur verfasste er die Drehbücher für sechs Filme, unter anderem für «Belle de jour» und «Cet obscur objet du désir», und war bis zu dessen Tod 1983 mit ihm befreundet. Grosse Bekanntheit erlangte Carrière aber auch durch das Drehbuch zu Miloš Formans letztem Film «Goya’s Ghosts». Für den spanischen Regisseur José-Luis López-Linares war Jean-Claude Carrière mit diesem Hintergrund der ideale Reiseführer in die Welt Francisco de Goyas (1746–1828), des – nach einer gerne zitierten Definition – letzten Malers der Klassik und des ersten der Moderne. In einer der ersten Szenen von «Goya, Carrière & the Ghost of Buñuel» besucht Carrière das Haus in Fuendetodos in der nordspanischen Region Aragón, wo Francisco de Goya geboren wurde. Der Name des Dorfes, der «Quelle für alle» bedeutet, gelte auch für Goyas vielfältiges Werk und seine widersprüchliche Persönlichkeit, betont Carrière. Im Madrider Museum Prado, das die meisten Werke Goyas beherbergt und in dem Carrière wiederholt Bilder des Meisters analysiert, taucht Julian Schnabel auf, der berühmte US-amerikanische Maler und Filmregisseur. Schnabel, der 2018 mit Carrière den Spielfilm «At Eternity’s Gate» über Vincent van Gogh realisierte, zieht eine direkte Linie von Goya zu van Gogh und Picasso. Seine Weltpremiere erlebte López-Linares’ Film am Filmfestival von Cannes, wo sich der Regisseur so äusserte: «Ich fühle mich als Archäologe von Gefühlen, als jemand, der mit jedem Fund Ideen und Emotionen überbringt. Mir gefällt der Gedanke, dass ich Filme auch für Tote mache: für meine Eltern, für verstorbene Freunde, für meinen Urgrossvater, der im Krieg in Kuba fiel, für Goya und – natürlich – für Carrière. Ja, ich hoffe, dass Jean-Claude mein Film gefallen würde.»