Welcome Venice
Regie: Andrea Segre
Darst.: Paolo Pierobon, Andrea Pennacchi, Roberto Citran, Ottavia Piccolo, Sara Lazzaro, Giuliana Musso, Mariano Amadio, Francesco Bovara, Sandra Toffolatti u.a.
Die «moeche», kleine Strandkrabben, die im Frühling und Herbst in die Lagune kommen, um ihre Panzer abzuwerfen, sind eine begehrte Delikatesse der venezianischen Küche. Die Krabbenfischerei ist ein traditioneller Wirtschaftszweig Venedigs; seit fünfhundert Jahren leben und arbeiten die auf die «moeche» spezialisierten Fischer:innen – im venezianischen Dialekt «moecanti» – auf der Giudecca, der langgezogenen, südlichen Vorstadtinselgruppe Venedigs. Auch die Brüder Pietro, Toni und Alvise entstammen einer dieser alten Fischerfamilien, doch sind nur noch Toni und Pietro im Gewerbe tätig, Alvise hat ins lukrativere Immobiliengeschäft gewechselt und vermietet Wohnungen an Tourist:innen. Als Toni tödlich verunglückt, spitzt sich die Situation zu. Pietro will weiterhin im Elternhaus wohnen und «moeche» fischen, so anstrengend und einsam dieses Leben auch ist. Alvise hingegen sieht seine Zukunft als Tourismusunternehmer und das Elternhaus als einmalige Chance, gross ins Immobiliengeschäft einzusteigen, deshalb will er Pietro seinen Anteil abkaufen – «zum Nutzen der ganzen Familie». Der studierte Soziologe und Filmemacher Andrea Segre (*1976) beschäftigt sich in seinem Schaffen – ob dokumentarisch oder fiktional – immer wieder mit seiner Heimatregion Venetien. In «Welcome Venice» rollt er anhand einer Familiengeschichte auf authentische und berührende Weise das Spannungsverhältnis zwischen dem alten und dem neuen Venedig auf und zeigt in wunderbar poetischen Bildern – so die Krabbenfischer auf ihrem Kahn in der Morgendämmerung in der Lagune oder die engen Gassen und Kanäle der Giudecca – eine den Tourist:innen verborgene Stadt am Wendepunkt. Andrea Segre sagt über seinen Film: «‹Welcome Venice› taucht in die Strassen und Wasserwege Venedigs ein (…), einer Stadt, die Gefahr läuft, von ihrer eigenen Schönheit und ihrem Ruhm verschlungen zu werden, eine Stadt, die die uns alle betreffenden Dringlichkeiten und globalen Veränderungen symbolisiert, eine Stadt, die Leben, Bürger und Räume braucht. In einer schwierigen Zeit wie dieser freue ich mich, dass mein Film einen Dialog zwischen dem Kino und der Stadt Venedig, zwischen dem Kino und der Welt da draussen anregen kann.»