Cascadeuses

CH 2022, 84 Min., DCP, O/d, ab 16 Jahren
Regie: Elena Avdija
Mitw.: Virginie Arnaud, Petra Sprecher, Estelle Piget u.a.

Sie springen 70 Meter in die Tiefe, werden von Autos angefahren und müssen sehr viele Schläge einstecken. So sieht der Arbeitsalltag von professionellen Stuntfrauen aus, die eisern trainieren müssen, um die körperlich herausfordernden Filmszenen auszuführen. Die Regisseurin Elena Avdija porträtiert in ihrem Kinoerstling drei Stuntfrauen unterschiedlichen Alters und wirft einen intimen Blick hinter die Kulissen und auf ein knallhartes Filmbusiness. Die Französin Virginie Arnaud ist seit 25 Jahren Stuntfrau und versucht mittlerweile, in der männerdominierten Welt der Stunt-Koordination Fuss zu fassen. Petra ist gebürtige Schweizerin und lebt seit über 20 Jahren in Hollywood; sie hat in Blockbustern wie «Minority Report» oder «West World» mitgewirkt. Auch sie möchte weiterhin im Filmgeschäft arbeiten, aber keine harten Stunts mehr übernehmen. Estelle hat ihre Karriere als Agraringenieurin aufgegeben und absolviert eine Ausbildung zur Stuntfrau. «Cascadeuses» zeichnet ein vielschichtiges Bild. Einerseits zeigt er bewundernd, welche Anstrengungen und Strapazen diese Frauen für ihren geliebten Beruf bereit sind auf sich zu nehmen, obwohl sie mit ihren ausserordentlichen Leistungen abseits des Rampenlichts bleiben. Anderseits wirft Elena Avdija einen kritischen Blick auf die männlich dominierte Filmindustrie und deren Stereotype und hinterfragt unser Verhältnis zur Darstellung von sexistischer Gewalt in Filmen. Denn die Stuntfrauen sind vorwiegend in Opferrollen zu sehen, während ihre männlichen Berufskollegen Täter oder Helden verkörpern dürfen. Weil die Schauspielerinnen zudem vielfach in kurzen Röcken und Kleidchen statt in Hosen vor der Kamera agieren, bleibt ihnen oft keine Möglichkeit, ihren Körper genügend mit Bandagen zu schützen, wovon zahlreiche blaue Flecken zeugen. Am diesjährigen Zurich Film Festival wurde «Cascadeuses» mit einem Goldenen Auge ausgezeichnet, was die Jury wie folgend begründete: «Für seine wunderschöne Regie und starke Kameraführung, für sein feines Gespür für den filmischen Rhythmus und den Respekt vor seinen Figuren. Der Film gibt uns einen unsentimentalen Einblick in eine Welt, die wir selten zu sehen bekommen.»