Moonage Daydream

DE/US 2022, 135 Min., DCP, E/d, ab 10 Jahren
Regie: Brett Morgen

Wie kaum ein anderer Pop-Künstler war er während eines halben Jahrhunderts als Stilikone präsent und erfand sich fortwährend neu: David Bowie. Nachdem wir im Kinok im Januar eine sieben Titel umfassende Reihe mit Filmen des Schauspielers David Bowie zeigten, widmet sich «Moonage Daydream» nun weitgehend dem Musiker David Bowie. US-Regisseur Brett Morgen, der unter anderem schon Filme über die Rolling Stones («Crossfire Hurricane», 2012) oder Kurt Cobain («Cobain: Montage of Heck», 2015) realisiert hat, erhielt für diesen ersten offiziell von Bowies Nachlassverwaltern genehmigten Film uneingeschränkten Zugang zum umfangreichen Archiv des Ausnahmekünstlers. In Zusammenarbeit mit Bowies langjährigem Produzenten Tony Visconti komponierte Morgan ein überwältigendes Kaleidoskop aus grösstenteils noch nie gesehenem Archivmaterial. Grundlage dazu bieten chronologisch montierte Ausschnitte aus Bowies Konzerten von den 1970er-Jahren bis kurz vor seinem Tod im Januar 2016. Bowie ist darin während der ganzen 135 Filmminuten fast der Einzige, der zu Wort kommt, auf der Bühne, im Fernsehen, oft auch im Off. Und er erweist sich früh als hellsichtiger Beobachter seiner Rolle als Identifikationsfigur, wenn er sagt, die Leute hätten etwa seinen Ziggy Stardust mit mehr Bedeutung aufgeladen, als er diesem mitgegeben habe. Der Künstler sei nicht wirklich da, der existiere nur in der Fantasie der Menschen. Ueli Bernays schreibt in der NZZ: «‹Moonage Daydream› ist eine ästhetische Feier, die den Rhythmus der Musik in einen Groove der Kontraste übersetzt und die Spielerei der Moden und Stile in die Pracht greller Farbigkeit. Dabei schält sich aus all den Facetten und Momenten eine beiläufige Chronologie heraus, die aus der Jugend in reifere Jahre führt. Es hat fast etwas Rührendes, wenn David anfangs von der Elterngeneration spricht, die sich mit einem sicheren Arbeitsplatz begnügt habe. Als Exponent der Jugend wolle er dem nun seinen Individualismus entgegensetzen. Da kommt ihm entgegen, dass Gott rechtzeitig gestorben ist, wie er bei Nietzsche gelesen hat. Der Himmel steht ihm damit offen für seine mutigen Selbstentwürfe. Und so setzt sich David Bowie gewissermassen als Weltraumforscher in Szene – in Songs wie Hello Spaceboy, in Figuren wie dem Astronauten Major Tom, in Alben wie Space Oddity und Filmen wie ‹The Man Who Fell to Earth›.»