The French Dispatch

US/DE 2021, 107 Min., DCP, O/d-f, ab 12 Jahren
Regie: Wes Anderson
Darst.: Benicio Del Toro, Adrien Brody, Tilda Swinton, Léa Seydoux, Francis McDormand, Timothée Chalamet, Mathieu Amalric, Bill Murray, Owen Wilson, Lyna Khoudri u.a.

The French Dispatch ist der französische Ableger der amerikanischen Zeitschrift Liberty, Kansas Evening Sun, seine Redaktion befindet sich im fiktiven französischen Städtchen Ennui-sur-Blasé (!). Hier herrscht der verschrobene Verleger Arthur Howitzer Jr. über einen Haufen von Journalist:innen, die ihren Chef, was Verschrobenheit und Exzentrik betrifft, noch zu übertrumpfen versuchen. Und so geben ein Reisereporter, eine Kunstkritikerin, ein Politjournalist und ein Gastrokritiker in ihren jeweiligen Ressorts alles: Voller Enthusiasmus bringen sie Geschichten und Begebenheiten zu Papier, von denen jede einzelne noch verrückter ist als die vorhergehende. Wes Andersons langersehnter neuer Film ist eine Liebeserklärung an den Journalismus, im unverkennbaren Stil des Regisseurs, der mit Filmen wie «The Royal Tenenbaums» oder «Moonrise Kingdom» seinen ganz eigenen Kosmos erschuf. Für seinen zehnten Film – ein Feuerwerk an Ideen, ein Kuriositätenkabinett der Sonderklasse – hat der Regisseur und Drehbuchautor ein All-Star-Ensemble versammelt, das bespiellos ist. Tobias Sedlmaier schreibt in der NZZ: «Nach einem vom Geist der Habsburger erfüllten Hotel (‹Grand Budapest Hotel›) und einer japanischen Insel, die seuchengeplagten Hunden ein Refugium bot (‹Isle of Dogs›), zeichnet Wes Anderson nun mit bonbonfarbenem Pinsel das Savoir-vivre exzentrischer Expats in einem Frankreich, prall gefüllt mit Anspielungen auf die Filmgeschichte der Grande Nation, von Jacques Tatis ‹Mon oncle› über die Gangster bei Jean-Pierre Melville bis zum fröhlichen Eskapismus aus ‹Le Fabuleux destin d’Amélie Poulain›. Dabei fühlt man sich wie in einem Museum der Nostalgie, in welchem liebevoll ein Journalismus alter Schule ausgestellt wird, den es so freilich niemals gab, von dem man jedoch träumen könnte. Und der mit seiner Feier der Printmedien auch ein Statement für ein analoges, haptisches Erkennen der Welt abgibt. Dabei hat man seinen Spass, man verlässt das Museum beseelt, doch ohne Botschaft, ohne Erkenntnis. Doch solange für ein solches Fanal der absichtlichen Zwecklosigkeit noch Raum ist, brauchen wir uns um die Kinokultur keine allzu grossen Sorgen zu machen.»