
Donbass
Regie: Sergei Loznitsa
Darst.: Boris Kamorzin, Valeriu Andriuta, Tamara Yatsenko, Liudmila Smorodina, Olesya Zhurakovskaya u.a.
Aus aktuellem Anlass zeigen wir an dieser Stelle statt des im Programmheft angekündigten «Compartment No. 6» den Film «Donbass» des ukrainischen Regisseurs Sergei Loznitsa. Seit 2014 herrscht im Donbass in der Ostukraine ein blutiger Konflikt zwischen ukrainischen Regierungstruppen und prorussischen Separatisten. In dreizehn kaleidoskopartigen, absurden Vignetten zeigt Loznitsa ein Land, das zwischen informellen Machtstrukturen, Korruption und Fake News zerrieben wird. Eine Gruppe Schauspieler inszeniert einen TV-Beitrag über einen fingierten feindlichen Anschlag; aus Rache für einen vermeintlichen Rufmord kippt eine Politikerin Fäkalien über den Kopf eines Chefredakteurs; ein Mann führt durch eine weitverzweigte Bunkeranlage, in dem Dutzende Menschen Zuflucht vor Feuerbeschuss suchen. Beschlagnahmungen, Kontrollschikanen und Prügelstrafen sind an der Tagesordnung. Der kalte Horror von Angst, Gewalt und Hysterie erfasst allmählich immer weitere Bereiche des Lebens und nimmt immer groteskere Züge an … «Donbass» eröffnete 2018 in Cannes die Sektion Un Certain Regard und wurde von der internationalen Presse als Meisterwerk gefeiert. Loznitsa erhielt für seine medienkritische und hochpolitische Farce den Sektionspreis für die beste Regie. Der aus Kiew stammende Regisseur lebt mittlerweile in Deutschland. Mit 19 Dokumentarfilmen und vier Spielfilmen zählt Sergei Loznitsa zu den produktivsten und erfolgreichsten zeitgenössischen Regisseuren, seine Werke werden regelmässig an den Festivals von Cannes und Berlin eingeladen. 2014 drehte er während der Unruhen in Kiew den Dokumentarfilm «Maidan», der im Mai 2015 im Kinok zu sehen war. Die Episoden in «Dombass» basieren auf realen Ereignissen, die entweder in Amateurvideos festgehalten oder dem Regisseur berichtet wurden. In Russland konnte der Film nicht gezeigt werden. «‹Donbass› erinnert streckenweise an eine Schocktherapie, wobei seine Gewaltbilder in ihrem Anspielungsreichtum durchaus nuanciert und historisch verbürgt sind. (…) Mit ‹Donbass› hat sich Loznitsa bei aller Drastik endgültig als ein wichtiger politischer Filmemacher der Gegenwart etabliert. Vielleicht sind deutliche Worte im Zeitalter der Desinformation doch die beste Waffe. Während der Gegner, wie der Regisseur kürzlich – frei nach Godard – meinte, ‹24 Lügen pro Sekunde› in die Welt setze.»
Wir spenden den Erlös der Eintritte an die Caritas für humanitäre Hilfe in der Ukraine.