Ala Kachuu – Take and Run

CH 2020, 48 Min., DCP, O/d, ab 12 Jahren
Regie: Maria Brendle
Darst.: Alina Turdumamatova, Nurbek Esengazy Uulu, Madina Talipbekova, Taalaykan Abazova, Aybike Erkinbekova, Sheker Joomartova, Jandat Djamanbaeva u.a.

Die 19-jährige Sezim lebt mit ihren Eltern und der kleinen Schwester im ländlichen Kirgisistan. Sie träumt von einem Studium in der Hauptstadt Bischkek, doch ihre Mutter will nichts davon wissen – Mädchen werden zur Heirat erzogen, so will es die Tradition. Da die Prüfungen für die Zulassung bereits am nächsten Tag stattfinden, schleicht sich Sezim aus dem Haus und macht sich auf den Weg in die Stadt, wo sie von ihrer Freundin Aksana erwartet wird. Während Sezim auf ihre Prüfungsergebnisse wartet, hat sie Arbeit in einer Bäckerei gefunden. Doch es kommt alles anders: Nach der Arbeit wird sie auf offener Strasse von drei jungen Männern überfallen, in ein Auto gezerrt und ins kirgisische Hinterland verschleppt. Dort ist schon alles für die Zwangsheirat mit einem ihr völlig fremden Mann vorbereitet. Verweigert sie die Ehe, drohen ihr soziale Stigmatisierung und Ausgrenzung. Hin- und hergerissen zwischen ihrem Wunsch nach Selbstverwirklichung und den Zwängen der kirgisischen Kultur, sucht Sezim verzweifelt nach einem Ausweg. «Als Filmemacherin möchte ich zur Sensibilisierung der Gesellschaft für die Rechte der Frauen beitragen und denjenigen eine Stimme geben, die selten gehört werden», sagt die 1983 in Singen geborene Maria Brendle, die 2013 mit dem Bachelor of Arts in Film an der Zürcher Hochschule der Künste abgeschlossen hat und heute als Regisseurin und Drehbuchautorin in Zürich lebt. Der Film basiert auf wahren Schicksalen junger Frauen, die ihr ihre Erlebnisse während der langjährigen Recherche anvertraut haben. «Ala Kachuu» ist kirgisisch und bedeutet «Brautraub», wörtlich übersetzt: «Pack sie und lauf weg.» «Dieser Brauch ist in Kirgisistan zwar gesetzlich verboten, aber unter dem Deckmantel der Tradition auch in anderen Regionen der Welt noch weit verbreitet», erzählt die Regisseurin. «Nur wenige Mädchen können sich nach der Entführung der Ehe entziehen. Viele akzeptieren ihr Schicksal, aus Angst verstossen und geächtet zu werden.» Mit ihrem Film, der in der Kategorie bester Kurzfilm für die Schweiz ins diesjährige Oscar-Rennen ging, hat Maria Brendle ein bewegendes und beeindruckendes Zeichen gesetzt für die Selbstbestimmung von Frauen überall auf der Welt.