Wheel of Fortune and Fantasy

JP 2021, 121 Min., DCP, O/d, ab 16 Jahren
Regie: Ryūsuke Hamaguchi
Darst.: Kotone Furukawa, Ayumu Nakajima, Hyunri, Kiyohiko Shibukawa, Katsuki Mori, Shouma Kai, Fusako Urabe, Aoba Kawai u.a.

«Ich wusste nicht, dass Reden so erotisch sein kann», schwärmt Tsugumi, als sie ihrer besten Freundin Meiko im Taxi von einem Mann erzählt, den sie kennengelernt hat. Aus einem eigentlichen Geschäftsessen sei ein endloses Gespräch bis zum Morgengrauen geworden. Eine Nacht ohne Sex, sie hätten einander nur mit Worten liebkost und wollten sich unbedingt wiedersehen. Als Meiko langsam dämmert, dass es sich bei Tsugumis Traumdate um ihren Ex-Freund handeln muss, weiss sie nicht recht, wie sie sich dazu verhalten soll … Die verheiratete Studentin Nao lässt sich von ihrem Kommilitonen überreden, Literaturprofessor Segawa, der ihn durch eine wichtige Prüfung fallen liess, in eine Venusfalle zu locken … Natsuko und Aya treffen sich zufällig an einer S-Bahnstation. Sie kreuzen sich nur flüchtig auf der Rolltreppe und erkennen sich wieder: Vor zwanzig Jahren sind sie zusammen zur Schule gegangen. Glauben sie zumindest. Beim gemeinsamen Teetrinken stellt sich heraus: In Wirklichkeit ist es ganz anders … Eine amouröse Dreieckskonstellation, ein vertrackter Verführungsversuch und eine innige Begegnung, die sich einem Missverständnis verdankt – charmant, vergnüglich und trotzdem messerscharf erzählt Ryūsuke Hamaguchi, der mit «Drive My Car» gerade die Herzen des Kinok-Publikums eroberte, in seinem berückenden Episodenfilm «Wheel of Fortune and Fantasy» drei Geschichten um unerwiderte Liebe, unerfüllte Begierde und ihre rhetorische Kompensation. Sie alle eint die Poesie des Zufalls. Anne Küper schreibt auf critic.de: «Ein melancholisches, immer gleiches Klavier-Thema begleitet diese Fragmente aus dem Zyklus der Zufälligkeit, den Hamaguchi meisterlich aufspannt. Bemerkenswert an diesem Triptychon, dessen Teile lose miteinander in Beziehung stehen, ist die Sinnlichkeit des Sprechens, die sich zwischen den Figuren entfaltet. Yukiko Iiokas Kamera löst sie in ihren Drehungen auf, hält drauf und dagegen, beobachtet die epischen Verwandlungen der Fremden in Bekannte und wieder zurück.» An der Berlinale 2021 gab es dafür den Grossen Preis der Jury und Fabian Wallmeier von rbb Kultur ist überzeugt: «Wer nach der herzerwärmenden Schlussszene nicht selig lächelnd aus dem Kinosaal geht, dem ist wohl nicht mehr zu helfen.»