Happy End

FR/AT/DE 2017, 110 Min., DCP, F/d, ab 14 Jahren
Regie: Michael Haneke
Darst.: Isabelle Huppert, Jean-Louis Trintignant, Mathieu Kassovitz, Fantine Harduin, Franz Rogowski, Laura Verlinden, Aurélia Petit, Toby Jones u.a.

Der Laurent-Clan führt in der französischen Hafenstadt Calais ein florierendes Bauunternehmen – das Fundament des Erfolgs aber bröckelt. Georges, der Patriarch der Familie, leidet an beginnender Demenz und hat schon lange seine Lebenslust verloren. Seine resolute Tochter Anne leitet inzwischen das Unternehmen, das nach einem schweren Baustellenunfall, bei dem ein Arbeiter getötet wurde, in Schwierigkeiten steckt. Ihr Sohn Pierre, den sie als Nachfolger aufbauen will, zeigt wenig Ambitionen und begehrt zunehmend gegen seine dominante Mutter auf. Und auch Annes Bruder Thomas steht vor innerfamiliären Herausforderungen: Er soll sich plötzlich um seine zwölfjährige Tochter Eve aus erster Ehe kümmern, die nach einem Selbstmordversuch ihrer Mutter zu ihm zieht. Eve fühlt sich in der unvertrauten Umgebung mit der neuen Frau ihres Vaters samt kleinem Bruder einsam und fremd und findet bald auch heraus, dass er längst eine neue Affäre hat … «Happy End» wirkt in vielen Momenten wie ein Best-of-Haneke, als würde der Regisseur in seinem bislang letzten Film einen Rückblick auf seine Karriere werfen, Motive und Bilder, Figurenkonstellationen und Ideen zitieren. Die Vorgeschichte des greisen Georges und seiner todkranken Frau ist eine deutliche Reminiszenz an «Amour», dass Eve mit Vorliebe durch ihr Handy auf die Welt blickt und gern fragwürdige Experimente mit ihrem Hamster durchführt, lässt an «Benny’s Video» denken, und das Verhältnis zu den aus dem Maghreb stammenden Hausangestellten der Laurents verweist auf «Caché». Joachim Kurz schreibt auf kino-zeit.de: «Michael Hanekes bitterböse Familienaufstellung ‹Happy End› nimmt sich Zeit, um die Strukturen und Zusammenhänge zu ordnen, es dauert fast eine Stunde, bis alle Verbindungen skizziert sind. (…) Auf diese Weise werden die Risse und Verwerfungen deutlich, die sich vor dem grossen Knall mit einem der grossartigsten Enden seit Langem in den inneren Strukturen des familiären Geflechts bilden. Mit messerscharfen Bildern von Stammkameramann Christian Berger durchschneidet Haneke die Bande, seziert mit fast schon brutaler Präzision die Lebenslügen des Grossbürgertums und blickt mit beinahe voyeuristischem Interesse hinter die polierten Fassaden der Wohlanständigkeit.»