La Pianiste

FR/AT/DE 2001, 131 Min., 35 mm, F/d, ab 16 Jahren
Regie: Michael Haneke
Darst.: Isabelle Huppert, Annie Girardot, Benoît Magimel, Susanne Lothar, Udo Samel, Anna Sigalevitch, Cornelia Köndgen, Thomas Weinhappel, Georg Friedrich u.a.

Erika Kohut ist Ende dreissig und unterrichtet Klavier am Wiener Konservatorium, ihre Karriere als Konzertpianistin hat sie aufgegeben. Mit ihrer tyrannischen und besitzergreifenden Mutter, mit der sie nicht nur die muffige Wohnung, sondern seit dem Tod des Vaters auch das Bett teilt, lebt sie in einer ambivalenten Symbiose. So etwas wie ein Privatleben existiert für Erika Kohut nicht; die Mutter duldet keine sozialen Kontakte, schon gar nicht mit Männern. Ihre unterdrückte Sexualität lebt die Tochter als Voyeurin mit kurzen, geheimen Ausflügen in Porno- und Autokinos sowie Peepshows aus. Bei einem Hauskonzert lernt sie den jungen Pianisten Walter Klemmer kennen. Fasziniert von ihrer Unnahbarkeit, will er ihren emotionalen Panzer aufbrechen, indem er sich ihr als Schüler aufdrängt und sie auf unverschämte Art umwirbt. Als sie darauf eingeht und ihm ihre verdrängte Seite und ihre geheimen sadomasochistischen Fantasien offenbart, kommt es zur Katastrophe. Mit «La Pianiste» hat Michael Haneke einen Roman der Literaturnobelpreisträgerin Elfriede Jelinek kongenial adaptiert. Die Verfilmung war ein grosser Erfolg an den Kinokassen und bedeutete Hanekes internationalen Durchbruch als Regisseur. Der Film erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter 2001 den Grossen Preis der Jury in Cannes, zudem wurden Isabelle Huppert und Benoît Magimel als beste Darsteller:innen geehrt. Nina Selig schreibt für die Düsseldorfer Filmkunstkinos: «Mit seiner Verfilmung von Elfriede Jelineks gleichnamigem Skandalroman begibt sich Michael Haneke auf einen unbarmherzigen Trip durch die seelischen Abgründe einer Frau, die dem Druck ihrer Umwelt nur noch mit Selbstzerstörung begegnen kann. Ein verstörendes Filmerlebnis, in dem Isabelle Huppert darstellerisch weit über das hinausgeht, was man gewöhnlich im Kino sieht.» Und die Autorin Elfriede Jelinek meinte zur Verfilmung: «Da spricht ein anderer Künstler, durch den Katalysator meines Romans, etwas Neues an. Und letztlich interessiert mich das ja mehr als die typische Literaturverfilmung, weil der Film, nun, vielleicht wider Willen, eine andere Wahrheit mitteilt. Oder die eigentliche Wahrheit.»