Funny Games

AT 1997, 108 Min., DCP, D/f, ab 18 Jahren
Regie: Michael Haneke
Darst.: Susanne Lothar, Ulrich Mühe, Arno Frisch, Frank Giering, Stefan Clapczynski, Doris Kunstmann, Christoph Bantzer u.a.

Anna und Georg, ein wohlsituiertes Ehepaar, fahren mit ihrem zehnjährigen Sohn Schorschi in ihr abgelegenes Ferienhaus am See. Kaum angekommen, stehen zwei adrette, junge Männer in weissen Handschuhen vor der Tür, Peter und Paul, die sich höflich als Freunde der Nachbarn vorstellen und um ein paar Eier bitten. Schnell aber kippt die Stimmung und der nachbarschaftliche Besuch wird zur Bedrohung: Die Eindringlinge bringen die Familie in ihre Gewalt und beginnen in aller Gelassenheit ein grausam sadistisches Spiel, das – so stellen sie gleich zu Beginn klar – keines der drei Familienmitglieder bis zum nächsten Morgen überleben wird. Mit seinem kontrovers diskutierten «Funny Games» gelang Michale Haneke eine ebenso radikale wie zutiefst verstörende Auseinandersetzung mit dem Thema mediale Gewalt. Der Film packt das Publikum bei seinen Thriller-Sehgewohnheiten, um diese mit brachialer Wucht vorzuführen und zu hinterfragen. Mehr als einmal durchbricht Haneke dabei die «vierte Wand» und lässt Peter und Paul direkt mit dem Publikum kommunizieren. Das namenlose Grauen von «Funny Games» scheint lediglich im Kopf der Zuschauer:innen zu entstehen. Fast alle Gewaltszenen spielen sich im Off ab. Es sind ihrer auch gar nicht viele. Viel schwerer wiegen die ins Nichts führenden, verzweifelten Dialoge der Opfer mit ihren Peinigern. Georg Seesslen schreibt in epd Film: «Wer diesen Film verlässt, hat nach den Regeln des Genres verloren, wer ihn sich bis zu Ende ansieht, hat nach den Regeln der Bildermoral und vielleicht nach den Regeln der Menschlichkeit überhaupt verloren. Wer als Regisseur eine solche Falle aufbaut, kann nur ein grosses Monster sein oder ein grosser Moralist. Eines nämlich darf man nicht übersehen: Indem der Regisseur uns, die Zuschauer, in diese unausweichliche Falle führt, macht er auch sich selbst und dem Kino den Prozess. Einen solchen Film, sagt man, den schaut man weniger an, den übersteht man allenfalls. Aber genau das ist falsch. Man sollte ihn nicht überstehen wollen, man sollte den Blick verändern.»