Presque

FR/CH 2021, 92 Min., DCP, F/d, ab 12 Jahren
Regie: Bernard Campan, Alexandre Jollien
Darst.: Bernard Campan, Alexandre Jollien, Julie-Anne Roth, La Castou, Marie Benati, Marilyne Canto, Sofiia Manousha, Marie Petiot, Laëtitia Eïdo, Maurice Aufair u.a.

Der 58-jährige Junggeselle Louis führt ein Bestattungsunternehmen in Lausanne. Die existenziellen Fragen über Leben und Tod gehören zwar zu seinem Alltag, durch seine Arbeitsroutine blendet er sie jedoch erfolgreich aus. Ganz anders der 40-jährige Igor, ein sprühender Geist in einem durch cerebrale Lähmung beeinträchtigten Körper. Seine grosse Leidenschaft ist die Philosophie; Sokrates, Nietzsche und Spinoza sind seine Weggefährten. Um sich etwas zum Lebensunterhalt dazuzuverdienen, liefert er mit seinem Tricycle Bio-Gemüse aus. Durch Zufall kreuzen sich die Wege der beiden ungleichen Männer. Der gestresste Louis verursacht einen Verkehrsunfall, bei dem Igor leicht verletzt wird. Mit einer Ananas als Dank für seine Hilfe besucht er Louis in dessen Unternehmen und streift danach allein durch die Räumlichkeiten, da Louis keine Zeit für ihn hat. Dieser erklärt gerade seiner überraschten Belegschaft, dass er die Überführung einer Verstorbenen nach Südfrankreich selbst übernehmen wird. Als sich beim ersten Halt der Reise Igor plötzlich im Wagen bemerkbar macht, ist dies der Beginn einer überraschenden Freundschaft. «Presque» ist ein Gemeinschaftswerk des französischen Schauspielers, Regisseurs und Drehbuchautors Bernard Campan und des Walliser Philosophen und Schriftstellers Alexandre Jollien, der seit Geburt durch eine cerebrale Lähmung körperlich beeinträchtig ist. Die beiden lernten sich 2004 kennen und wurden durch die gemeinsame Passion für Philosophie zu Freunden. Freundschaft und die Suche nach der eigenen Identität sind denn auch die Themen des anrührenden und humorvollen Roadmovies, das an den diesjährigen Solothurner Filmtagen den Publikumspreis gewann. Der Film behandelt beiläufig eine Vielzahl von philosophischen Fragen, die auch für Alexandre Jollien lebensrettend waren. Durch sie lernte er, sein Handicap zu akzeptieren: «Für mich hat die Philosophie einen wesentlichen, praktischen Zweck: Ihre Quintessenz ist, voll und ganz ‹Ja› zum Leben zu sagen». Télé Loisirs schreibt: «Dem Duo ist mit seinem ersten gemeinsamen Film und seinem fein ausgearbeiteten Drehbuch ein zutiefst menschliches Roadmovie geglückt, in dem Poesie und Komik mit Raffinesse und Zärtlichkeit ineinander verwoben sind.»