
Das Maddock Manifest
Regie: Dimitri Stapfer
Darst.: Benjamin Burger, Clarisse Mialet
Der US-amerikanische Künstler Hermann Maddock beging 1998 während einer Kunstaktion in Detroit Suizid. Seine akribisch geplante Selbsttötung wollte er als letzte Auflehnung gegen die Vereinnahmungskräfte des Kapitalismus verstanden wissen. Er konnte es nicht ertragen, dass seine Kunst überhaupt erst wegen seiner radikal antikapitalistischen Haltung Erfolg hatte. Er verfasste dazu ein Manifest, das jedoch nie veröffentlicht wurde – aus Angst vor Nachahmungstätern. Ausgehend von der Idee der Suche nach diesem Manifest entwickelte der Schauspieler Benjamin Burger Ende 2019 eine Solo-Performance und ging mit ihr auf Schweizer Tournee. Der Lockdown im März 2020 setzte dieser ein abruptes Ende. In der Zeit des totalen Stillstands entwickelten Benjamin Burger und der Schauspieler Dimitri Stapfer, früheres Ensemblemitglied des Theaters St.Gallen, im verlassenen Theater Roxy in Birsfelden die Idee zu einem Film. Unter der Regie Stapfers, der mit den Filmen «Beyto», «Frieden», «Lasst die Alten sterben» als Schauspieler einem grösseren Publikum bekannt wurde, entstand so ein ambitioniertes, radikal minimalistisches Stück Kino, das sich jeglicher Kategorisierung entzieht. Als rätselhafter Trip durch ein Universum mit einem fliegenden Fisch, einem verrückt gewordenen Algorithmus, einem Telefon ohne Wählscheibe, einer mythischen Hundegestalt und einer verlassenen Tessiner Berglandschaft lässt es die vielfältigsten Interpretationen zu. Martin Burkhalter schreibt anlässlich der Uraufführung des Films im Januar an den Solothurner Filmtagen in Der Bund: «‹Das Maddock Manifest› kann gut als Kommentar zur Pandemie und deren Auswirkungen auf die Kultur gesehen werden. Schon nur das verlassene Theater Roxy erzählt eine Geschichte. Eindrücklich ist, wie Benjamin Burger sich in diesen Räumen bewegt, wie Raum und Figur verschmelzen. Man erinnert sich, dass nicht nur die Kunst, sondern gerade auch die Kulturlokale als Parallelwelten fungieren, als geschützte Orte, wo wir über unsere Welt, unser Leben nachdenken, ja alles auch infrage stellen können. Dimitri Stapfers Regiedebüt ist (…) ein starkes Plädoyer für die transformative Kraft von Kunst. Es kommt im richtigen Moment.»