
Tre piani
Regie: Nanni Moretti
Darst.: Riccardo Scamarcio, Margherita Buy, Alba Rohrwacher, Adriano Giannini, Elena Lietti, Nanni Moretti, Denise Tantucci, Alessandro Sperduti, Anna Bonaiuto u.a.
Der verwöhnte Teenager-Sohn eines Richterehepaares verursacht betrunken einen schweren Unfall, wird bis zu seinem Prozess unter Hausarrest gestellt und erwartet von seinen Eltern, dass sie ihm die Gefängnisstrafe ersparen. Eine junge Frau muss ihr erstes Kind im Spital allein gebären, weil ihr Mann aus beruflichen Gründen im Ausland weilt – und als er zurückkommt, verbietet er seiner Frau, ein Geschenk seines Bruders anzunehmen. Ein Ehepaar gibt seine siebenjährige Tochter regelmässig einem alten Paar in Obhut; der gutmütige, aber ein bisschen demente alte Mann kümmert sich liebevoll um das Kind, bis den Kindsvater eines Tages ein schrecklicher Verdacht befällt. Drei Dramen, die sich auf drei Stockwerken eines gutbürgerlichen Wohnhauses in einem Römer Quartier abspielen, verwebt Nanni Moretti virtuos zu einem bewegenden Melodrama, das mit kühnen Zeitsprüngen einen Zeitraum von 15 Jahren umfasst. Moretti hat seinen Film mit Margherita Buy, Alba Rohrwacher und Riccardo Scamarcio mit drei Grössen des italienischen Kinos besetzt und spielt wie in seinen früheren Spielfilmen auch selbst mit. Erstmals in seiner langen Karriere adaptiert der Palme-d’Or-Gewinner in seinem 13. Spielfilm eine Vorlage, die nicht von ihm stammt: den 2015 erschienenen Roman «Über uns» des israelischen Schriftstellers Eshkol Nevo. Moretti verlegte den Schauplatz von Tel Aviv nach Rom und gab dem Drehbuch Wendungen, die um einiges zugespitzter sind als in der literarischen Vorlage. Damit schafft er eine kluge Reflexion über männliche Aggressivität und auch – wie häufig in seinen Werken – eine generelle Kritik am Patriarchat. Olivier De Bruyn schreibt auf lesechos.fr: «Mit seinen in harte moralische und existenzielle Probleme verstrickten Figuren führt Nanni Moretti den Zuschauer in eine melancholische Meditation über Verantwortung, Schuld und die Relativität der Gerechtigkeit. (…) Der Film, der sich in die ‹ernste› Ader von Nanni Moretti einreiht, fesselt durch seine Augenhöhe und das bewegende Porträt der Protagonisten, die mit ihren Dämonen und Obsessionen kämpfen. Trotz allem ist ‹Tre piani› eine Hymne an das Leben.»