De son vivant

FR/BE 2021, 123 Min., DCP, F/d, ab 12 Jahren
Regie: Emmanuelle Bercot
Darst.: Catherine Deneuve, Benoît Magimel, Dr. Gabriel Sara, Cécile de France, Oscar Morgan, Olga Mouak, Marc Fauveau, Babetida Sadjo, Izabella Maya u.a.

Der 40-jährige Schauspieldozent Benjamin ist an Krebs erkrankt, doch er will seine schwere Krankheit nicht wahrhaben, worunter seine Mutter Crystal stark leidet. Sie vermittelt ihm einen Termin beim bekannten Onkologen Dr. Eddé, der ihn den Ernst der Lage erkennen lässt und ihn mit seinem engagierten Team auf seinem Krankheitsweg begleitet. Sohn und Mutter bleibt ein Jahr, um die Unausweichlichkeit von Benjamins viel zu frühem Tod zu akzeptieren, zueinander zu finden und sich voneinander zu verabschieden. «De son vivant» beginnt mit einer Szene, bei der man sich verwundert die Augen reibt: Ein Arzt erkundigt sich bei seinen Mitarbeitenden, wie sie den Tod eines ihrer Patienten verkraftet haben, und stimmt anschliessend mit ihnen ein Lied an, das er auf der Gitarre begleitet. Diesen Arzt gibt es wirklich: Regisseurin Emmanuelle Bercot war so beeindruckt von den Methoden des New Yorker Onkologen Dr. Gabriel Sara, dass sie ihn für ihr Drama engagierte, in dem er sich selbst spielt. Es ist erstaunlich, wie gut er als Laie neben Grössen wie Catherine Deneuve, Benoît Magimel und Cécile de France bestehen kann. Bewegend und gewohnt würdevoll verkörpert Catherine Deneuve eine Mutter, die mit einem Schmerz fertigwerden muss, für den es keine Worte gibt, während Benoît Magimel in einer der eindrucksvollsten Rollen seiner Karriere glaubwürdig alle Stadien seiner Figur durchläuft: von Verleugnung und Wut ob der Ungerechtigkeit über Depression bis zur Akzeptanz des Unabwendbaren. Filme über das Sterben gibt es viele, doch Emmanuelle Bercot konzentriert sich nicht nur auf den schmerzhaften Weg des Kranken, sondern gibt der mitfühlenden Begleitung durch das medizinische Team viel Raum. Laurent Cabon schreibt auf avoir-alire.com: «Die Welt, die Emmanuelle Bercot auf die Bühne bringt, ist vielleicht die Welt, die sich jeder erträumt, wenn er selbst einmal ins Krankenhaus muss. Menschlichkeit ist das Schlüsselwort in diesem Spital, in dem man weiss, dass Heilprozesse durch Zuhören, gestärktes Selbstvertrauen und psychologische Unterstützung begünstigt werden. Die Familien nehmen ihren Platz in einem komplexen und strengen Universum ein, in dem der Tod jeden Tag die von der Krankheit am Boden zerstörten Patienten ereilen kann.»