Spencer

UK/DE/US/CL 2021, 117 Min., DCP, E/d-f, ab 12 Jahren
Regie: Pablo Larraín
Darst.: Kristen Stewart, Timothy Spall, Jack Nielen, Freddy Spry, Jack Farthing, Sean Harris, Stella Gonet, Richard Sammel, Elizabeth Berrington, Sally Hawkins u.a.

1991 verbringen die Royals die Weihnachstage auf Schloss Sandringham, einem riesigen, düsteren Anwesen in Norfolk. In der Ehe von Diana und Charles hängt der Haussegen längst schief, Charles’ Affäre mit Camilla ist öffentlich geworden und die Boulevardmedien spekulieren über eine baldige Scheidung. Doch die Regeln am Hof sind unerbittlich, Gefühle sind verboten, und der Schein muss um jeden Preis gewahrt werden. Diana aber hat genug und spielt nicht mehr mit. «Eine Fabel aus einer wahren Tragödie», nennt Pablo Larraín sein neues Werk, das 2021 am Filmfestival Venedig Triumphe feierte. Nach seinem letzten Film, dem funkelnden Reggaeton-Drama «Ema y Gastón», der im Kinok zu sehen war, hat sich der chilenische Starregisseur nach «Jackie» und «Neruda» (beide 2016) zum dritten Mal einer historischen Figur angenommen. Und auch für Kristen Stewart ist es – nach Joan Jett in «The Runaways» (2010) und Jean Seberg in «Seberg» (2019) – das dritte Mal, dass sie eine real existierende Frauenfigur der Zeitgeschichte grandios verkörpert: Lady Diana Spencer. Xan Brooks schreibt in The Guardian: «Kristen Stewart in der Titelrolle ist absolut überzeugend. Sie gibt eine unbeholfene und manierierte Performance als Diana, und das ist perfekt, so wie es sein sollte – wenn man bedenkt, dass die reale Diana damals selbst eine unbeholfene und manierierte Performance gab. Stewart fängt dabei die Qual einer Frau ein, die so programmiert und isoliert war, dass sie das Gefühl hatte, es gebe für sie kein Entkommen mehr, und die nicht mehr wusste, wer sie wirklich war … Zweifellos brauchte es einen Aussenstehenden, um einen so respektlosen Film zu machen, einen, der es wagt, die Royals zu untersuchen, als wären sie Exemplare unter Glas. Im Kern ist die Geschichte natürlich völlig absurd – eine Tragödie über eine verwöhnte Prinzessin, die auf Diener einschlägt; ein Thriller über eine Frau, die nur zehn Minuten Zeit hat, um in ihr Kleid zu kommen, bevor das Weihnachtsessen serviert wird. Aber wie spielt man es sonst? Die Monarchie selbst ist absurd. ‹Spencer› präsentiert die ganze Institution als ein albernes, fortlaufendes Spiel der Verkleidung, eine Farce, deren Überleben davon abhängt, dass alle mitspielen und die Illusion stützen.»