Ostrov – Die verlorene Insel

CH 2021, 92 Min., DCP, O/d, ab 16 Jahren
Regie: Svetlana Rodina, Laurent Stoop
Mitw.: Ivan, Anna, Alina, Anton, Galina, Valera, Tatiana, Roman, Tamangiz, Tolya, Vanya, Anatoly u.a.

Auf der Insel Ostrov im Kaspischen Meer, einst von 3000 Menschen bevölkert, leben heute nur noch einige Dutzend. Vom russischen Staat nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion im Stich gelassen, ist Ostrov inzwischen ein Ort ohne Arbeit, Strom und Strassen. Die Kaviar-Fischerei, die einst für ein Auskommen sorgte, ist heute verboten, die Fischerei-Kolchose eine Ruine. Allen Widrigkeiten zum Trotz ist es für den Familienvater Ivan, dessen Vorfahren stets vom Fischfang gelebt hatten, selbstverständlich, dass er mit seinem Boot aufs Meer hinausfährt – obwohl er schon zwei Mal wegen «Wilderei» im Gefängnis sass. Wie die meisten Einwohnerinnen und Einwohner von Ostrov lebt er in einer Vergangenheit, die er verklärt; er ist überzeugt, dass Putin ihn und seine Familie eines Tages aus seiner Misere erlösen wird. Die russische Philologin und TV-Journalistin Svetlana Rodina und der Waadtländer Laurent Stoop lernten sich in Russland kennen, wo der Fotograf und Kameramann seit den 1990er-Jahren immer wieder gearbeitet hatte, u. a. mit Eric Bergkraut. «Ostrov – Die verlorene Insel», für den Rodina und Stoop zwei Jahre auf der Insel verbrachten, ist ihre erste Regiearbeit für das Kino. Seine Weltpremiere feierte der Film im vergangenen April im Wettbewerb der Visions du Réel in Nyon. Über ihren Protagonisten Ivan sagt Svetlana Rodina: «Er ist ein Held, der einer Shakespeare-Tragödie würdig ist, ein autodidaktischer Philosoph auf der Suche nach einem Glauben in einer Welt, in der Gott für tot erklärt wurde. Deshalb glaubt er an Putin, an die grosse Nation Russland. Sein Glaube, der sich jeder Logik widersetzt, lässt ihn die Härten des Lebens vergessen. Er ist die Quelle seiner inneren Stärke und seiner unausweichlichen Tragödie.» Und Laurent Stoop ergänzt: «An diesem Punkt betreten wir die mehr metaphysische als rationale Dimension der russischen Seele. Die Menschen von Ostrov träumen von einem Russland, das wieder eine respektierte und gefürchtete Supermacht ist, auch wenn das bedeutet, von Feinden umgeben zu sein. Ostrov ist eine Metapher für das Russland von heute.»