Das Einzige, was wir haben, ist unsere Stimme

CH 2020, 20 Min., DCP, D, ab 16 Jahren
Regie: Heidi Schmid, Christian Labhart

Das Setting des Dokumentarfilms ist so schlicht wie eindrucksvoll: eine dunkle Bühne, eine dreireihige Tribüne, ein Lichtkegel. Auf der Tribüne sitzen zehn Tibeterinnen und Tibeter sowie fünf ihrer Schweizer Patinnen und Paten. Sie alle kämpfen gegen die unmenschliche Situation der tibetischen Sans-Papiers in der Schweiz. Weil sie keine Papiere haben, sind sie illegal. Die Sans-Papiers erzählen von Heimweh, Verhaftung und Gefängnis. Sie beschreiben Asylunterkünfte unter der Erde und die Absurditäten eines Lebens ohne Papiere, sie schildern Schikanen, abgelehnte Gesuche und lassen uns teilhaben an ihren Ängsten, ihrer Wut und ihrer Ohnmacht, aber auch an ihren Träumen und Hoffnungen. Es sind erschütternde Geschichten, die diese Menschen erzählen. Zurzeit leben etwa dreihundert tibetische Sans-Papiers in der Schweiz. Das Staatssekretariat für Migration (SEM) in Bern schenkt Flüchtlingen aus Tibet aufgrund fehlender Papiere keinen Glauben und fordert sie auf, das Land zu verlassen, was ihnen jedoch genau wegen dieser fehlenden Ausweisdokumente nicht möglich ist. Eine Rückkehr nach Tibet schliesst selbst das SEM aus, da ihnen dort Haft und Folter drohen. Aber auch eine Rückkehr nach Indien oder Nepal ist für Tibeterinnen und Tibeter nicht möglich, da beide Länder die Genfer Flüchtlingskonvention nicht unterzeichnet haben und den Flüchtlingen dort juristische und soziale Willkür droht. Also leben sie als Illegale und ohne Perspektive in der Schweiz … Michael Sennhauser schreibt auf sennhausersfilmblog.ch: «Ich kann mich nicht erinnern, im Kino schon einmal ein derart starkes Gruppenarrangement erlebt zu haben. (…) Dieser knapp zwanzig Minuten lange, einfache Film kann einen zur Verzweiflung treiben – meint man. Und schämt sich dann gleich ein wenig, weil unsere Reaktion auf die Schilderungen so gar nicht an die tatsächliche Verzweiflung dieser Menschen heranreicht.»

 

Anschliessend Podiumsgespräch mit Co-Regisseurin Heidi Schmid, der Protagonistin Pema, Regierungsrat Fredy Fässler und Matthias Rickli, IG Sans-Papiers St.Gallen. Das Gespräch führt der Historiker Matthias Fässler.