Réveil sur Mars

CH/FR 2020, 74 Min., DCP, O/d, ab 16 Jahren
Regie: Dea Gjinovci
Mitw.: Furkan Demiri, Muharrem Demiri, Nurje Demiri, Resul Demiri, Ibadeta Demiri, Djeneta Demiri, Elisabeth Hultcrantz u.a.

Bereits zweimal wurde der Asylantrag der Familie Demiri aus dem Kosovo von den schwedischen Behörden abgelehnt, der letzte Einspruch ist hängig. Weil sie Romas sind, wurden sie in ihrer Heimat verfolgt und mussten fliehen; nun leben sie in Horndal, einem kleinen Ort in Schweden. Ausgelöst durch die Traumata der Verfolgung und den negativen Asylbescheid fielen die beiden Töchter Ibadeta und Djeneta nacheinander ins Koma. Dieses rätselhafte Phänomen wird als Resignationssyndrom bezeichnet und wurde erstmals Ende der 1990er-Jahre in schwedischen Kliniken festgestellt, wo jedes Jahr bis zu 200 Kinder aus traumatisierten Asylbewerberfamilien in einem komaähnlichen Zustand eingeliefert wurden, ohne dass Hinweise auf eine Grunderkrankung vorlagen. Die Ärztin Elisabeth Hultcrantz gehört zu einem engagierten Ärzteteam, das sich für betroffene Flüchtlingsfamilien einsetzt. Sie macht den Demiris Hoffnung, dass Ibadeta und Djeneta eines Tages wieder aus ihrer Bewusstlosigkeit erwachen. «Réveil sur Mars» ist der erste Langfilm der 1993 in Genf geborenen, schweizerisch-albanischen Dokumentarfilmerin Dea Gjinovci. Er wurde im Wettbewerb der Visions du Réel in Nyon gezeigt und an den diesjährigen Solothurner Filmtagen für den «Prix de Soleure» nominiert. Durch einen Artikel im New Yorker im April 2017 erfuhr die Filmemacherin zum ersten Mal von Kindern mit Resignationssyndrom, seither liess sie das Thema nicht mehr los. Tom Bidou schreibt im Katalog der Visions du Réel: «Das von einem wohlwollenden Ärzteteam unterstützte Ehepaar harrt bei seinen Töchtern aus und umgibt sie mit zärtlicher Aufmerksamkeit. Zwei Brüder, angesichts der bewusstlosen Körper von Traurigkeit überwältigt, halten durch. Wie? Furkan, der Jüngste, begegnet der Politik des tatenlosen Staats mit einer Politik der Fantasie. Mit hier und dort aufgesammeltem Material beginnt er den Bau eines Raumschiffs für einen Aufbruch zum Mars, der auch den Weg der Resilienz aufzeigt. ‹Réveil sur Mars› – weder Brandschrift noch Pamphlet – positioniert sich als ein notwendiger Begleiter in einem Kampf, der stets auch die Suche nach Unterstützung ist.»

 

Die Premiere am 23. September findet in Anwesenheit der Regisseurin Dea Gjinovci statt. Das Gespräch führt Marguerite Meyer, Journalistin Republik.