Wendy and Lucy

US 2008, 80 min, DCP, E/d, ab 6 Jahren
Regie: Kelly Reichardt
Darst.: Michelle Williams, Lucy, Wally Dalton, Will Oldham, John Robinson, Michelle Worthey, Michael Brophy, John Breen, Deneb Catalan, Tanya Smith u.a.

Wendy, eine junge, obdachlose Frau, ist in ihrem klapprigen Honda unterwegs nach Alaska, wo sie auf einen Job in einer Fischfabrik hofft. Ihr einziger Halt und Trost ist ihre Hündin Lucy, an der sie mit ganzem Herzen hängt. Als sie wegen einer Autopanne in einer schäbigen Kleinstadt im Niemandsland von Oregon strandet, wird ihre Situation prekär. Ihre Ersparnisse – ihre Ausgaben hält sie jeden Abend akribisch in einem Notizbuch fest – sind fast aufgebraucht, die Autoreparatur wird teuer, und zu allem Überfluss ist die Packung Hundefutter leer. Beim Versuch, in einem Supermarkt eine Dose für Lucy mitgehen zu lassen, wird sie erwischt und landet wegen eines übereifrigen Angestellten auf dem Polizeirevier. Bei ihrer Rückkehr ist Lucy verschwunden. Wendys Leben steht still und ist fortan nur noch davon bestimmt, ihre Hündin wiederzufinden. Unterstützung erhält sie dabei von einem hilfsbereiten alten Parkwächter, der ihr mit seinem Handy, ein paar Dollar und vor allem seiner Menschlichkeit unter die Arme greift. Ob Wendy eine Aussteigerin aus Überzeugung ist oder wodurch sie in ihre missliche Lage geraten ist, lässt Regisseurin Kelly Reichardt offen. Sie entwickelt mit «Wendy und Lucy» eine berückende kleine Studie über die Tücken des amerikanischen Traums. Dabei erzählt sie so lakonisch und absurd von der Tragödie einer jungen Frau, die aus dem sozialen Netz zu fallen droht, dass sich beim Zusehen Lachen mit Weinen mischt. Andreas Busche schreibt in epd Film: «Kelly Reichardts Film ist amerikanisches Independentkino at its best. Konzentriert in seinen Beobachtungen, ausgestattet mit einem profunden sozialen Bewusstsein und zutiefst berührend. Eine atemberaubend subtile One-Woman-Show von Michelle Williams. (…) Ihre verzweifelte Suche nach Lucy entwickelt sich sukzessive zu einer Metapher für die Sehnsucht nach menschlicher Würde. Stumm kämpft Wendy um ihre Existenz – gerahmt von Reichardts langen Plansequenzen, die Williams immer wieder auf sich allein stellen. Sie und ihre Figur meistern die Herausforderung mit einem Höchstmass an menschlicher Empfindungsgabe. Im Moment grösster Einsamkeit opfert Wendy das Letzte, was ihr im Leben noch etwas bedeutet.»