New Order (Nuevo orden)

MX/FR 2020, 86 min, DCP, Sp/d-f, ab 16 Jahren
Regie: Michel Franco
Darst.: Naian González Norvind, Fernando Cuautle, Diego Boneta, Samantha Yazareth Anaya, Luna Arboledas, Dario Yazbek Bernal, Patricia Bernal u.a.

Eine Hochzeitsparty in einem Nobelquartier der mexikanischen Hauptstadt. Die blonde Marianne, Tochter eines Politikers, heiratet Daniel, den Sohn eines Bankers. Man trinkt, isst, tanzt, in der Küche schuftet Personal, das, im Gegensatz zu den europäisch aussehenden Hochzeitsgästen, ausschliesslich indigenen Ursprungs ist – Mexikos rassistische Gesellschaft, wie sie leibt und lebt. Plötzlich steht Rolando, ein treuer ehemaliger Angestellter des Hauses, vor dem Anwesen. Er wird zur Hausherrin, Mariannes Mutter Rebeca, vorgelassen und trägt ihr sein Anliegen vor: Seine Frau ist schwerkrank, nur eine sofortige Operation in einer Privatklinik kann sie retten, denn die öffentlichen Spitäler sind wegen der verletzten Opfer der Strassenkämpfe, die man zu Beginn kurz gesehen hat, völlig überlastet. Rebeca speist Rolando mit einem kleinen Betrag ab, ebenso Daniel, der Rolando fortjagt. Marianne ist darüber empört und steigt ins Auto, um ihm genügend Geld für die Operation seiner Frau zu überbringen. Doch weit kommen sie und ihr Chauffeur nicht, denn inzwischen sind die sozialen Unruhen eskaliert. Eine Bande Bewaffneter ist ins Anwesen der Hochzeitsgesellschaft eingedrungen, hat einige der Gäste erschossen, während die Angestellten zu plündern beginnen. Unterdessen geht Mariannes Irrfahrt weiter. Als sie zwischen Aufständische und Ordnungskräfte gerät, wird sie von Soldaten, die sie in Sicherheit bringen wollen, aufgefordert auszusteigen. In Wirklichkeit wird sie von diesen entführt, um Lösegeld von Mariannes Familie zu fordern – das Chaos ist perfekt. «Nuevo orden» ist eine mit expliziten Gewaltdarstellungen schockierende Dystopie, die auf das heutige Mexiko verweist. Es ist bereits Michel Francos sechster Langspielfilm. Obwohl mehrere seiner früheren Filme in Cannes liefen, kennt man den Mexikaner bei uns allenfalls als Produzenten. So etwa für «Los amantes de Caracas», den Gewinner des Goldenen Löwen 2015 in Venedig, ein homosexuelles Liebesdrama des venezolanischen Regisseurs Lorenzo Vigas, das im Mai 2016 im Kinok lief. «Nuevo orden» feierte seine Weltpremiere am Filmfestival Venedig 2020, wo der Film den Silbernen Löwen gewann. David Rooney schreibt in The Hollywood Reporter: «Man mag über Francos bösartigen Schlag in die Magengrube gespalten sein, aber als Aufruf zu einer gerechteren Verteilung von Reichtum und Macht ist er erschreckend fesselnd.»