Night Moves

US 2013, 112 min, DCP, E/d, ab 12 Jahren
Regie: Kelly Reichardt
Darst.: Jesse Eisenberg, Dakota Fanning, Peter Sarsgaard, Alia Shawkat, Logan Miller, Kai Lennox, Katherine Waterston, James Le Gros, Barry Del Sherman u.a.

Drei Gestalten rennen durch die Nacht. Nun sitzen sie im Auto und kommen erst langsam wieder zu Atem. Beim Wegfahren vom Parkplatz hören sie eine Explosion, doch sie drehen sich nicht um. Auch dem Kinopublikum bleibt nur der Blick ins Halbdunkel des Wagens, in die Gesichter von Josh, Dena und Harmon. Nach knapp der Hälfte der Laufzeit von «Night Moves» wissen wir, wer diese drei Menschen sind und was sie getan haben. Zuvor haben wir gesehen, wie die Umweltaktivisten Josh und Dena gemeinsam mit dem Ex-Marine Harmon akribisch einen Anschlag auf einen Staudamm vorbereiteten. Wie schwierig es war, den Dünger zu besorgen, um damit Sprengstoff zu mischen. Welche Anspannung herrschte, als kurz vor der Zündung ein unvorhergesehenes Ereignis die Aktion zu gefährden drohte. Kelly Reichardt reizt solche Genrekonventionen nicht aus, sondern setzt die Spannung ein, um ihren entschleunigten Inszenierungsstil zu akzentuieren. Ganz ohne moralische Positionierung interessiert sie sich vor allem dafür, was der Anschlag in Josh und Dena auslöst und was sich verändert, als sie erfahren, dass etwas schiefgegangen ist. Die Regisseurin frage praktisch in allen ihren Filmen danach, was von der Freundschaft, von Weltverbesserung, Menschlichkeit und sozialer Gerechtigkeit im heutigen Amerika noch bleibe, hält der Tagesspiegel fest. Eine weitere Frage, die der prominent besetzte Film aufwirft, nämlich was jede und jeder angesichts der globalen Umweltzerstörung tun kann oder tun müsste, hat seit der Premiere von «Night Moves» 2013 am Filmfestival Venedig an Brisanz gewonnen. Die Zeit schreibt über den «grandiosen Indie-Thriller»: «Reichardts am italienischen Neorealismus geschulter Blick verbindet sich kongenial mit der spannungsorientierten Thriller-Dramaturgie. Wie die besten Thriller übersetzt ‹Night Moves› individuelle Ängste in grössere Zusammenhänge, wie der Realismus schult er den Blick für die Bedeutsamkeit scheinbar belangloser Gesten und Details. Und wie jeder herausragende Film stellt er die ganz grossen existenziellen Fragen, ohne sie dem Zuschauer aufzudrängen.»